Ist Adipositas eine Krankheit? Welche Adipositas-Grade gibt es und welche Rolle spielt der Body Mass Index (BMI)? Welche Massnahmen umfasst die Adipositas-Behandlung? Informieren Sie sich über Fettleibigkeit, mögliche Folgeerkrankungen und Therapien.
Adipositas, auch Fettleibigkeit oder Fettsucht genannt, ist eine chronische, häufig wiederkehrende Erkrankung. Betroffene haben wegen des vielen Fettgewebes ein deutlich zu hohes Körpergewicht. Das heisst: Ihr Körperfettanteil ist besonders hoch. In der Schweiz sind etwa 12% der Erwachsenen und 3% der Kinder und Jugendlichen adipös.
Fachpersonen unterscheiden bei Adipositas zwei Fettverteilungsmuster:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterteilt Fettleibigkeit in mehrere Grade. Basis dafür ist der BMI, der sich anhand von Körpergrösse und Körpergewicht berechnen lässt. Bei normalgewichtigen Menschen liegt der BMI zwischen 18,5 und 24,9. Doch ab wann ist jemand adipös?
Übergewicht beginnt bei einem BMI von 25. Liegt der Wert zwischen 25 und 29,9, sprechen Fachpersonen von «Präadipositas», einer Vorstufe von Fettleibigkeit. Ab einem BMI von 30 gelten erwachsene Menschen als adipös. «Übergewicht» ist somit ein Oberbegriff für Adipositas und Präadipositas.
Wichtig: Einige Personen besitzen einen geringen Körperfettanteil, aber viel Muskelmasse. Dadurch haben sie zwar einen hohen BMI, sind jedoch nicht adipös. Orientieren Sie sich deshalb nicht ausschliesslich am BMI. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin beraten, falls Sie starkes Übergewicht haben.
Bei Kindern und Jugendlichen vergleichen Fachpersonen das Gewicht nicht mit festen Zahlen, sondern mit dem Gewicht Gleichaltriger des gleichen Geschlechts. Dafür nutzen sie sogenannte Perzentile. Diese zeigen, wie das Gewicht im Vergleich zu anderen Kindern und Jugendlichen einzuordnen ist.
Je weiter das Gewicht von Kindern oder Jugendlichen über den Durchschnittswerten ihrer Altersgruppe liegt, desto ausgeprägter ist ihr Übergewicht.
Fettsucht hat mehrere mögliche Ursachen. Wenn Fettsucht entsteht, kommen meist einige von ihnen zusammen.
Adipositas führt zu vielen Folgeerkrankungen. Dazu gehören zum Beispiel:
Neben diesen Folgeerkrankungen sind Adipositas-Betroffene körperlich meist nicht oder kaum belastbar. Sie schwitzen vermehrt, auch wenn sie körperlich nur leicht belastet und die Temperaturen niedrig sind. Viele von ihnen leiden an Atemnot und schnarchen.
Adipositas gilt zwar nicht als heil-, aber als behandelbar. Mit der richtigen Adipositas-Behandlung verlieren Sie Gewicht und halten das niedrigere Gewicht womöglich langfristig. Voraussetzung dafür ist, dass Sie die Behandlung Ihr Leben lang fortführen.
Die Adipositas-Therapie umfasst mehrere Massnahmen, darunter die Förderung von Aktivität und Bewegung sowie Psychotherapie. Hinzu kommen weitere Ansätze, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen.
Wenn Sie Adipositas haben und abnehmen möchten, ist es entscheidend, Ihre Ernährung umzustellen. Sprechen Sie am besten mit einem Arzt, einer Ärztin, einem Ernährungsberater oder einer Ernährungsberaterin darüber. Er oder sie erstellt gemeinsam mit Ihnen einen persönlichen Ernährungsplan. Beachten Sie unter anderem Folgendes, wenn Sie vorhaben, Ihre Ernährung umzustellen:
Regelmässige Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil der Adipositas-Therapie. Sie unterstützt die Gewichtsabnahme und hilft, das Gewicht langfristig zu halten. Dabei ist nicht jede Sportart gleichermassen wirkungsvoll. Kombinieren Sie Kraft- und Ausdauertraining: Krafttraining erhöht den Muskelanteil. Dadurch verbraucht der Köper mehr Kalorien – auch im Ruhezustand. Ergänzend dazu sind bei Adipositas folgende Ausdauersportarten besonders wirksam:
Welche Sportart geeignet ist, hängt womöglich von Ihrem Adipositas-Grad ab. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin beraten. So bleiben Sie langfristig motiviert.
Zur Adipositas-Behandlung setzen Ärztinnen und Ärzte mitunter Medikamente ein. Zu den gängigen Medikamenten gehören:
Diese Adipositas-Medikamente sind rezeptpflichtig. Bedenken Sie: Fettleibigkeit ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Verzichten Sie auf vermeintlich wirksame Medikamente, die Sie rezeptfrei bekommen. Sprechen Sie stattdessen mit einer medizinischen Fachperson. Sie verschreibt Ihnen, falls nötig, geeignete Medikamente und begleitet Sie während Ihrer Adipositas-Therapie.
Manchmal ist bei Adipositas eine Operation sinnvoll – etwa in folgenden Fällen:
Adipositas-Operationen finden üblicherweise in einer Klinik statt. Ärztinnen und Ärzte wenden dabei verschiedenen Verfahren an. Welches Verfahren für Sie in Frage kommt, klären Sie gemeinsam mit einer Fachperson. Bewährt sind unter anderem:
Eine Verhaltenstherapie hilft Ihnen, Ihr Essverhalten langfristig zu ändern. Tiefenpsychologische Therapien unterstützen zusätzlich, wenn frühere Erlebnisse oder Belastungen zur Entstehung von Adipositas beigetragen haben. Manchmal beziehen Psychotherapeutinnen und -therapeuten auch die Familie oder enge Bezugspersonen ein, um gemeinsam neue Wege finden (systemische Psychotherapie).
Auch Selbsthilfegruppen sind möglicherweise hilfreich. Dort haben Sie Gelegenheit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, und erhalten praktische Tipps für den Alltag. Das motiviert und erleichtert es, persönliche Ziele zu erreichen. Mithilfe einer Koordinationsstelle finden Sie eine passende Gruppe.
Haben Sie Adipositas Grad 1, 2 oder 3, unterstützt Sie die Krankenkasse auf verschiedene Weise. Die Voraussetzungen für eine Kostenübernahme variieren je nach Massnahme. Wenn Sie die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen, können Medikamente wie die Abnehmspritze aus der Grundversicherung vergütet werden.
Bei Operationen ist die Beteiligung durch die Krankenkasse unter anderem an den BMI gekoppelt. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, übernimmt die Grundversicherung die Kosten.
Tipp: Mit unseren Zusatzversicherungen SANA und COMLPETA beteiligen wir uns an den Kosten für gesundheitsfördernde Bewegungsangebote. Diese sind entscheidend bei der Adipositas-Therapie. Kennen Sie übrigens die Helsana Coach App und unsere Gesundheitsberatung? In der App finden Sie spannende Inhalte zu Bewegung und Ernährung. Unsere Gesundheitsberatung unterstützt Sie bei allen Gesundheitsthemen, beispielsweise bei den Themen Ernährung, Abnehmen und Bewegung. Alle Zusatzversicherten von Helsana können diese Dienstleistung kostenlos nutzen.
Adipositas begleitet Betroffene ein Leben lang. Es gibt jedoch Massnahmen, die sie dabei unterstützen, mit der chronischen Erkrankung umzugehen. Sind Sie betroffen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über eine geeignete Adipositas-Therapie. So senken Sie das Risiko für eine Folgeerkrankung und gewinnen Lebensqualität.
Die Expertin stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Andrea Bovisi (Ernährungsberaterin BSc BFH) arbeitet in der Helsana-Gesundheitsberatung. Sie unterstützt Kundinnen und Kunden bei Fragen rund um Ernährung und Gesundheitsförderung.
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