Bulimie: Was tun?

Was macht Bulimie eigentlich mit dem Körper und wie komme ich aus der Bulimie raus? Erfahren Sie mehr über die Essstörung Bulimia nervosa, die Diagnose, Ursachen und mögliche Symptome wie Heisshungerattacken.

22.02.2024 Imke Schmitz 5 Minuten

Bulimie: Definition

Was ist Bulimie? Bulimie, auch bekannt als Bulimia nervosa, Bulimarexie oder Ess-Brechsucht, ist eine Essstörung. Es handelt sich um ein komplexes psychisches Leiden, das mit Selbstwertproblemen einhergeht. Bulimie zeichnet sich durch wiederholte Heisshungerattacken aus, gefolgt von verschiedenen Massnahmen zur Vermeidung einer Gewichtszunahme. 

Bulimie und andere Essstörungen: Unterschiede

Personen, die an Bulimie leiden, sind in der Regel normal- oder übergewichtig. Menschen mit Magersucht werden dagegen im Laufe der Zeit meist untergewichtig. Beide Essstörungen haben jedoch den gleichen Grundmechanismus: die permanente Beschäftigung mit dem eigenen Körpergewicht und der eigenen Figur.

Und was ist der Unterschied zwischen Bulimie und Binge-Eating? Wie die Bulimie ist auch das Binge-Eating durch Essanfälle gekennzeichnet. Auf diese Heisshungerattacken folgen jedoch keine Massnahmen zur Gewichtsreduzierung.

Bulimie: Welche Anzeichen?

Bei Bulimie zeigen sich verschiedene Symptome. Da Betroffene üblicherweise versuchen, ihre Essstörung zu verbergen, sind die Anzeichen nicht immer offensichtlich. Zu den häufigsten Symptomen – unabhängig vom Bulimie-Typ – gehören:

  • Essanfälle: Ein typisches Anzeichen bei Bulimie sind Heisshungerattacken. Dabei nehmen Betroffene in kurzer Zeit grosse Mengen Nahrung zu sich. Während dieser Episoden erleben sie einen Kontrollverlust. Sie fühlen sich unfähig, mit dem Essen aufzuhören oder die Menge der konsumierten Nahrung zu kontrollieren.
  • Fokussierung auf Essen: Bei Bulimia nervosa ist ein weiteres Symptom die intensive Beschäftigung mit dem Thema Essen und Ernährung. Betroffene planen nicht nur die nächsten Mahlzeiten, sondern befassen sich auch ausgiebig mit Kalorien und Nährwerten.
  • Beschäftigung mit Körpergewicht und Figur: Ein weiteres häufiges Merkmal von Bulimie ist eine übermässige Sorge um das eigene Gewicht und die Körperform. Betroffene können ein verzerrtes Körperbild (Dysmorphophobie) haben und sich trotz Normal- oder Untergewicht als übergewichtig wahrnehmen.


Menschen mit Bulimie-Symptomen versuchen zudem wiederholt, durch unangemessenes kompensatorisches Verhalten, eine Gewichtszunahme zu verhindern:

  • Erbrechen: Selbstinduziertes Erbrechen nach Essanfällen ist eine der häufigsten Methoden zur Gewichtskontrolle bei Bulimie. Es kann zu chronischen Halsschmerzen und Verletzungen des Gaumens führen.
    • Bulimie-Anzeichen an der Hand: Selbstinduziertes Erbrechen kann zudem kleine Verletzungen an den Händen verursachen. Diese entstehen durch den Kontakt der Hände mit den eigenen Zähnen, wenn Betroffene den Würgereflex hervorrufen.
  • Einnahme von Medikamenten: Einige Betroffene nehmen Medikamente wie Appetitzügler, Abführmittel oder Diuretika ein, um abzunehmen oder die Folgen der Essanfälle zu lindern. 

Wie oft erbrechen Bulimie-Erkrankte?

Wie oft Betroffene erbrechen, ist sehr individuell. Charakteristisch für eine Bulimie ist jedoch, dass Betroffene die kompensatorischen Massnahmen mindestens einmal wöchentlich über einen Zeitraum von drei Monaten ausführen. Gleiches gilt für die Heisshungerattacken. 

Bulimie bei Kindern und im Jugendalter

Bulimie tritt meist im späten Jugendalter, also noch in der Pubertät, oder im frühen Erwachsenenalter auf. Doch Bulimie kann auch Kinder betreffen.

Als Elternteil sollten Sie daher wachsam sein und mögliche Anzeichen ernst nehmen. Beachten Sie, dass sich das Essverhalten gerade im Kindesalter phasenweise ändern kann. So kann es sein, dass Ihr Kind manche Nahrungsmittel nicht mehr essen möchte oder weniger isst als seine Altersgenossen. Das ist normal und kein Grund zur Sorge.

Stellen Sie jedoch fest, dass Ihr Kind regelmässig Mahlzeiten auslässt oder andere Symptome zeigt, sollten Sie aufmerksam werden – und zwar unabhängig vom Alter Ihres Kindes. Sprechen Sie bei Unsicherheiten unbedingt mit einer Ärztin oder einem Arzt.

Wie entsteht Bulimie?

Bei Bulimie sind die Ursachen nicht eindeutig auszumachen. Sie umfassen unter anderem Persönlichkeits-, Umwelt- und genetische Aspekte, die ineinandergreifen und das Risiko für diese Essstörung erhöhen.

  • Persönlichkeit: Sorgen um das Körpergewicht, geringes Selbstwertgefühl, depressive Symptome, soziale Ängste und Überängstlichkeit bei Kindern sind Risikofaktoren für Bulimie.
  • Umwelt: Ein perfekter, schlanker Körper – dieses Schönheitsideal verstärkt die Beschäftigung mit dem Körpergewicht. Dies wiederum erhöht das Risiko, an Bulimie zu erkranken. Auch Menschen, die in ihrer Kindheit körperlich oder sexuell missbraucht wurden, haben ein erhöhtes Risiko.
  • Genetik und Physiologie: Fettleibigkeit in der Kindheit und eine frühe Pubertät erhöhen das Risiko für Bulimie. Es kann zudem eine familiäre Vorgeschichte und damit eine genetische Veranlagung für Bulimie geben.

Bulimie: Wie erfolgt die Diagnose?

Die Diagnose einer Essstörung nimmt gewöhnlicherweise eine Psychotherapeutin oder ein Psychotherapeut vor. Der erste Schritt ist ein Gespräch mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt. Sie oder er nimmt anhand Ihrer Angaben eine Einschätzung vor und leitet Sie anschliessend an eine spezialisierte Ärztin oder einen Psychotherapeuten weiter. Dort wird die Diagnose gestellt. Dabei werden konkrete Fragen zu Ihren psychischen Beschwerden gestellt. Häufig gehen Essstörungen mit anderen Erkrankungen einher, zum Beispiel mit einer Angststörung.

Was kann man gegen Bulimie machen?

Bei Bulimie erfolgt die Behandlung im Rahmen einer Psychotherapie. Eine häufig angewandte Therapieform ist die Verhaltenstherapie. Ziel ist es, die zugrunde liegenden Ursachen zu erkennen, gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln und ein positives Selbstbild zu fördern.

Bei Bulimie wird die Therapie in der Regel noch durch eine ärztlich begleitete körperliche Regeneration ergänzt. Auch Ansätze, die die Körperwahrnehmung trainieren, können Betroffene sinnvoll unterstützen. Beispiele hierfür sind Psychomotorik, Ergotherapie, Meditation, Theater, Musiktherapie sowie Methoden zur Entspannung und Achtsamkeit.

Bulimie: Wie hoch sind die Heilungschancen?

In etwa 50% der Fälle kann Bulimie durch eine Behandlung geheilt werden. Bei einigen Betroffenen kommt es jedoch zu einer chronischen Bulimie oder nur zu einer leichten Besserung des Krankheitsbildes. Grundsätzlich gilt: Je früher die Diagnose der Essstörung erfolgt, desto besser sind die Behandlungsaussichten. Bedenken Sie, dass es im Laufe der Behandlung auch zu Rückfällen kommen kann. Bulimie zu bekämpfen, erfordert Geduld. 

Bulimie in der Schwangerschaft?

Schwangere Frauen mit Bulimie stehen vor einer besonderen Herausforderung. Sind Sie von Bulimie betroffen, kann Sie die übliche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft emotional belasten. Hinzu kommt der Drang, einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken. Trotz dieses Konflikts müssen Sie nicht nur Ihre eigene Gesundheit, sondern auch die Ihres ungeborenen Kindes berücksichtigen. Diese Phase erfordert eine sorgfältige ärztliche Betreuung und psychotherapeutische Unterstützung.

Bulimie: Welche Spätfolgen?

Bulimie kann verschiedene Folgen für den Körper und die Psyche haben:

  • Häufige körperliche Folgen: Bulimie hat oft körperliche Folgen, wie etwa Zahnschäden. Diese entstehen durch das wiederholte Erbrechen. Die Magensäure greift die Zähne an und macht sie empfindlich. Verdauungsprobleme sind ebenfalls eine häufige Folge, da der wiederholte Zyklus von Überessen und Erbrechen das Verdauungssystem belastet. Bulimie kann zudem zu Gewichtsschwankungen führen. Diese können den Stoffwechsel des Körpers belasten, die Hormonproduktion stören und zu unregelmässigen oder ausbleibenden Monatsblutungen führen. Auch kann es bei Bulimie zu einem Mangel an Kalzium und Kalium kommen. Osteoporose (Knochenschwund) und eine Herzmuskelschwäche sind in diesem Fall mögliche Folgen.
  • Seltene körperliche Folgen: Weniger häufige, aber schwerwiegende Folgen von Bulimie sind Risse in der Speiseröhre, Magendurchbrüche und Herzrhythmusstörungen. Wer regelmässig Brechwurzelsirup einnimmt, um Erbrechen herbeizuführen, kann ausserdem schwere Herz- oder Skelettmuskelerkrankungen entwickeln. Menschen, die chronisch Abführmittel missbrauchen, können von diesen Produkten abhängig werden, um die Bewegungsfähigkeit des Darms anzuregen. Es wurden zudem Fälle von Rektumprolaps berichtet.
  • Psychische Folgen: Eine mögliche psychische Folge von Bulimie ist eine Depression. Angststörungen können ebenfalls auftreten. Betroffene haben zudem meist ein anhaltend geringes Selbstwertgefühl: Sie kämpfen mit einem verzerrten Körperbild und sind ständig unzufrieden mit ihrem Aussehen.

Die Folgen von Bulimie sind also vielschichtig. Sie erfordern – wie die Essstörung selbst – eine psychotherapeutische und medizinische Behandlung. 

Zeigen Sie oder Ihr Kind Symptome einer Bulimie, wenden Sie sich unbedingt an eine Ärztin oder einen Arzt. Sie oder er wird die notwendigen Schritte zur Behandlung dieser Erkrankung einleiten.

Weiterlesen

Das steckt hinter einer Jugenddepression
Pubertär oder depressiv? Das Verhalten von Jugendlichen lässt nicht immer direkt auf eine Depression schliessen. Das sind die Warnsignale.
10. November 2021 3 Minuten

Magersucht: Was steckt dahinter und was hilft?
Welche Symptome zeigen sich bei Magersucht und welche möglichen Anzeichen gibt es? Lesen Sie jetzt alles Wichtige rund um das Thema Anorexie.
16. Januar 2024 5 Minuten

Newsletter

Erfahren Sie monatlich mehr über aktuelle Gesundheitsthemen und erhalten Sie alle Informationen zu den attraktiven Angeboten aller Gesellschaften der Helsana-Gruppe * bequem per E-Mail zugestellt. Registrieren Sie sich kostenlos für unseren Newsletter.

Senden

Herzlichen Dank für Ihre Anmeldung.
Sie haben soeben ein E-Mail mit einem Bestätigungslink erhalten. Bitte klicken Sie diesen an, um Ihre Anmeldung abzuschliessen.

Leider ist etwas schiefgelaufen.

Ihre Daten konnten nicht übermittelt werden. Bitte versuchen Sie es später erneut.

* Zur Helsana-Gruppe gehören die Helsana Versicherungen AG, Helsana Zusatzversicherungen AG sowie die Helsana Unfall AG.