Ischiasnerv-Schmerzen: Was tun?

Wo liegt der Ischiasnerv und was können Sie tun, wenn der Ischiasnerv eingeklemmt ist? Welche Symptome treten dabei auf? Erfahren Sie jetzt mehr über Ischiasnerv-Schmerzen, mögliche Ursachen sowie Möglichkeiten zur Behandlung.

23.06.2025 Petra Baumberger 6 Minuten

Wo ist der Ischiasnerv?

Der Ischiasnerv ist der längste und dickste Nerv im menschlichen Körper. Fachpersonen nennen ihn auch Nervus ischiadicus. Der Ischiasnerv entspringt dem Nervengeflecht in der Lenden-Kreuzbein-Region. Er verläuft durch das Gesäss hinter der Hüfte durch in die Beine. Dort führt er die Rückseite des Oberschenkels entlang bis in die Kniekehle, wo er sich in zwei Hauptäste teilt: den Tibialisnerv und den Peroneusnerv. Der Verlauf dieser Hauptäste des Ischiasnervs endet an den Füssen.

Der Ischiasnerv übernimmt wichtige Aufgaben im Körper: Er überträgt motorische Signale vom Gehirn an die Muskeln in den Beinen und Füssen. Gleichzeitig meldet er Empfindungen von dort zurück an das Gehirn. Ist der Ischiasnerv eingeklemmt, entzündet oder geschädigt, haben Betroffene meist Schmerzen. 

Ischiasnerv-Schmerzen: Ursachen

Schmerzen im Ischiasnerv haben verschiedene mögliche Ursachen:

Gründe für einen eingeklemmten Ischiasnerv:

  • Bandscheibenvorfall: Bei einem Bandscheibenvorfall führt die ausgetretene Flüssigkeit der Bandscheibe zum Druck auf die Nervenwurzeln des Ischiasnervs. Eine andere Ursache für den Schmerz ist eine vorgewölbte Bandscheibe.
  • Fehlstellung der Wirbelsäule: Diese verursacht bei manchen Betroffenen Druck auf den Ischiasnerv.
  • Muskelverspannungen im Rücken oder im Gesäss: Sie führen gelegentlich zu Ischiasnerv-Schmerzen. Solche Muskelverspannungen entstehen beispielsweise durch Bewegungsmangel, Überlastung oder Kälte.
  • Druck im Becken: Manche Schwangerschaften führen zu Druck im Beckenbereich, besonders im dritten Trimester. Dadurch treten mitunter Ischias-Schmerzen auf. Dasselbe ist auch bei bestimmten Tumorarten der Fall.

Gründe für einen entzündeten Ischiasnerv:

  • Infektion mit dem Herpes-Zoster-Virus oder Borrelien
  • Mechanische Reizung, etwa durch einen Knochentumor

Gründe für einen geschädigten Ischiasnerv:

  • Verletzung des Nervs oder der Nervenwurzel, beispielsweise durch eine Operation
  • Chronische Erkrankungen wie Rheuma oder Diabetes

Endometriose und der Ischiasnerv

Wie hängen Endometriose und Ischiasnerv-Schmerzen zusammen? Bei Endometriose wächst Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, ausserhalb der Gebärmutter. In manchen Fällen entstehen solche Endometriose-Herde am Ischiasnerv. Dort reizen sie ihn oder drücken ihn zusammen. Das führt zu charakteristischen Ischias-Schmerzen-Symptomen. 

Schmerzen im Ischiasnerv: Symptome

Die Symptome von Ischiasnerv-Schmerzen sind vielfältig. Sie umfassen:

  • Schmerzen an typischen Stellen: Betroffene spüren den Schmerz meist im unteren Rücken. Zusätzlich zu Rückenbeschwerden entstehen Ischiasnerv-Schmerzen im Po. Die Schmerzen verlaufen von dort zur Rückseite des Oberschenkels bis in die Wade. Manchmal strahlen sie bis in den Fuss und die Zehen aus. Üblicherweise treten die Ischiasnerv-Schmerzen einseitig, also nur links oder nur rechts auf.
  • Bewegungsabhängige Schmerzen: Sie verstärken sich bei bestimmten Bewegungen. Beispielsweise, wenn Sie etwas heben oder beim Niesen und Husten.
  • Empfindungsstörungen: Ist der Ischiasnerv entzündet oder anderweitig beeinträchtigt, treten in manchen Fällen Symptome wie Kribbeln oder ein Kälte- oder Wärmegefühl auf. Ebenso führen Ischiasnerv-Beschwerden mitunter zu Taubheitsgefühlen. 
  • Schwäche: Auch Schwäche in den Beinen ist ein mögliches Symptom, wenn der Ischiasnerv entzündet oder auf andere Weise gereizt ist.
  • Motorische Beschwerden: Einige Betroffene erleben motorische Einschränkungen. Ihnen fällt es beispielsweise schwer, den vorderen Fuss oder die grosse Zehe zu heben, oder sie berichten von Kraftverlust oder punktuellen Lähmungsgefühlen. Diese Erscheinungen betreffen vielfach Oberschenkelbeuger, Unterschenkel und Füsse. Lähmungserscheinungen treten glücklicherweise nur selten auf.

Hexenschuss oder Ischiasnerv?

Sowohl der Hexenschuss als auch Ischias-Schmerzen betreffen den unteren Rücken. Beim Hexenschuss treten plötzlich stechende Schmerzen auf, meist ausgelöst durch ruckartiges Heben, Drehen oder schweres Tragen. Ursache sind häufig Muskelverspannungen. Der Schmerz sitzt dabei in der Lendenwirbelsäule und strahlt in der Regel nicht aus. Ischiasnerv-Schmerzen hingegen treten entlang des Ischiasnerv-Verlaufs auf. Sie beginnen im unteren Rücken und reichen oft bis ins Bein oder in den Fuss. Manchmal treten ein Hexenschuss und Ischiasnerv-Schmerzen gleichzeitig auf.

Ischiasnerv-Schmerzen: Diagnose

Bei der Diagnose von Ischiasnerv-Schmerzen erkundigt sich Ihre Ärztin oder Ihr Arzt zunächst nach Ihrer Krankheitsgeschichte und nach Ihren Beschwerden: nach der Dauer der Schmerzen, möglichen Auslösern oder was die Beschwerden lindert. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung: Sie oder er prüft Ihre Beweglichkeit, Muskelkraft und Reflexe. Ein wichtiger Test bei Ischiasnerv-Schmerzen ist der Lasègue-Test. Hierbei liegen Sie auf dem Rücken und Ihre Ärztin oder Ihr Arzt hebt Ihr gestrecktes Bein. Löst dies Schmerzen aus, ist der Ischiasnerv möglicherweise beeinträchtigt. In bestimmten Fällen ist ein bildgebendes Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRI) sinnvoll, um Ursachen und Ausmass der Beschwerden festzustellen.

Was tun bei Ischias-Schmerzen?

Von Hausmitteln und Übungen bis zu medikamentöser Behandlung: Sie können einiges tun bei Ischiasnerv-Schmerzen. 

Ischiasnerv: Hausmittel

Für die Ischiasnerv-Behandlung bieten sich einfache aktivierende Massnahmen sowie verschiedene Hausmittel an: 

  • Wenig Bettruhe: Ruhe ist für die Erholung bei akutem Schmerz sinnvoll. Vermeiden Sie jedoch vollständige Bettruhe. Bleiben Sie stattdessen in Bewegung und führen Sie leichte Aktivitäten durch. Besprechen Sie am besten mit einer Fachperson, welches Mass an Bewegungen für Sie sinnvoll ist.
  • Massage: Kreisen Sie zwei Minuten lang mit beiden Händen auf Ihrem oberen Gesäss, auf der Höhe Ihres Steissbeins. Ziehen Sie die Kreise nach oben. So massieren und entspannen Sie den Ischiasnerv.
  • Kälte/Wärme: Womöglich bemerken Sie eine Verbesserung, wenn Sie den Ischiasnerv kühlen oder wärmen. Ob Kälte oder Wärme hilft, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Probieren Sie es aus – beispielsweise mit einem Cold-Hot-Pack, das Sie auf die schmerzende Stelle legen. Auch eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen wirken womöglich wohltuend.
  • Akupressur: Auch Akupressur hat in manchen Fällen eine positive Wirkung bei Ischias-Schmerzen. Ein Akupressurpunkt für den Ischiasnerv liegt in der Mitte Ihrer Kniekehle. Stimulieren Sie diesen, indem Sie sich auf den Rücken legen. Ziehen Sie die Knie leicht an und atmen Sie fünfmal durch. 

Physiotherapie 

In manchen Fällen eignet sich zur Ischiasnerv-Behandlung eine Physiotherapie. Sie hilft unter anderem, die Rückenmuskulatur zu stärken und angespannte Muskulatur zu lockern. In manchen Fällen bringen Physiotherapeutinnen und -therapeuten auf dem Areal rund um den Ischiasnerv Tapes an. Das sind selbstklebende elastische Baumwollbänder, die unter Umständen helfen, den Schmerz zu lindern. 

Ischiasnerv medizinisch behandeln

Bei Ischiasnerv-Schmerzen bietet sich gegebenenfalls eine medizinische Behandlung an – beispielsweise mit Medikamenten wie Ibuprofen, Paracetamol oder Opioidanalgetika. In bestimmten Fällen verschreiben Fachpersonen Antibiotika – etwa, wenn eine Infektion oder eine Eiteransammlung der Auslöser für Ischiasnerv-Schmerzen sind. Gelegentlich lindert auch eine Infiltration die Beschwerden. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welche Behandlung in Ihrem Fall sinnvoll ist.  

Was hilft bei Ischias-Schmerzen, wenn Medikamente und Physiotherapie nicht wirken? In seltenen Fällen empfehlen Fachpersonen eine Operation. Beispielsweise, wenn ein Bandscheibenvorfall den starken Schmerz sowie zusätzliche starke Beschwerden verursacht. Dazu zählen zum Beispiel Lähmungserscheinungen und Darmentleerungsstörungen. 

 

Ischiasnerv in der Schwangerschaft

Weniger als eine von hundert Schwangerschaften führen zu einer Ischialgie – Schmerzen im Versorgungsbereich des Ischiasnervs. Aufgrund der geringen Anzahl betroffener Frauen gelten Ischiasnerv-Schmerzen daher nicht als typische Schwangerschaftsbeschwerden. Bei einer Ischialgie während der Schwangerschaft drückt meist der Kopf des Kindes auf den Nerv und löst dadurch Ischias-Schmerzen aus: Meist treten die Ischiasnerv-Beschwerden entweder rechts oder links auf, aber nicht beidseitig. Ausserdem strahlen sie auf der betroffenen Seite mitunter in das Bein oder den Fuss aus. Zur Behandlung eignet sich – nach Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt – Paracetamol. Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure empfehlen Medizinerinnen und Mediziner hingegen nicht gegen Ischias-Schmerzen in der späteren Schwangerschaft. Neben Medikamenten helfen auch entlastende Positionen wie die Seitenlage: Legen Sie sich dazu auf eine Seite. Ihr Hüft- und Kniegelenk bilden jeweils einen rechten Winkel. Mit einem grossen Kissen auf Kniehöhe zwischen den Beinen können Sie den Ischiasnerv zusätzlich entlasten. 

Sprechen Sie am besten mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wenn Sie während Ihrer Schwangerschaft Beschwerden haben. Das gilt vor allem dann, wenn diese nicht abnehmen oder sich verschlechtern.

Ischiasnerv: Übungen gegen Schmerzen

Neben Hausmitteln, Physiotherapie oder einer medikamentösen Behandlung wirken in manchen Fällen spezielle Übungen bei Ischias-Schmerzen. Welche Übungen in welchen Fällen funktionieren, ist sehr individuell. Fragen Sie eine Fachperson um Rat und lassen Sie sich bei den Übungen anleiten.

Gut zu wissen: Haben Sie Schmerzen im Ischiasnerv, wirkt Sport gegebenenfalls lindernd – zum Beispiel Wandern, Schwimmen oder Yoga. Besprechen Sie mit einer Fachperson, welche Art von Sport sich in Ihrem Fall eignet. Vermeiden Sie Sport mit einer hohen Gewichtsbelastung. Das verstärkt die Ischiasnerv-Schmerzen womöglich. 

Ischiasnerv-Schmerzen: Was hilft sonst noch?

  • Heilpflanzen: Natürliche Schmerzmittel wie Salben mit Arnika, Weidenrinde oder Teufelskralle haben bei Ischiasnerv-Schmerzen in manchen Fällen eine wohltuende Wirkung. Vor allem, wenn eine rheumatische Erkrankung Ursache für den Schmerz ist.
  • Ätherische Öle: Ein Bad mit ätherischen Ölen lindert die Beschwerden bei manchen Betroffenen. Wählen Sie Öle mit Fichtennadel, Rosmarin oder Beinwell.
  • Beine hochlegen: Wenn Sie den Ischiasnerv  entlasten möchten, legen Sie sich auf den Rücken. Platzieren Sie Ihre Unterschenkel auf mehreren Kissen oder einem Stuhl, damit Ihre Hüfte und Knie jeweils einen rechten Winkel bilden. Diese Stufenlagerung entspannt die Wirbelsäule.
  • Schlafposition: Haben Sie Beschwerden im Ischiasnerv, ist die richtige Schlafposition wichtig. Suchen Sie eine Position, die für Sie angenehm ist. Wechseln Sie die Schlafposition wenn möglich regelmässig. So regen Sie die Durchblutung der Muskulatur an und vermeiden Spannungen.
  • Langfristige Verhaltensänderung: Beugen Sie Ischiasnerv-Schmerzen langfristig vor und achten Sie dauerhaft auf ausreichende und vielfältige Bewegung im Alltag. Auf diese Weise vermeiden Sie Verspannungen.

 

Ischias-Schmerzen sind unangenehm. Glücklicherweise gibt es viele Möglichkeiten, sie zu lindern. Lassen Sie sich von einer Fachperson Ischiasnerv-Übungen zeigen und finden Sie heraus, was Ihnen guttut. Wenden Sie sich zudem an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Sie oder er unterstützt Sie mit einer individuell abgestimmten Behandlung.

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