Die häufigsten Rückenbeschwerden

Sie haben es im Kreuz? Damit sind Sie nicht allein. Über 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung entwickelt mindestens einmal im Leben Kreuzschmerzen. Wir zeigen, welches die häufigsten Rückenbeschwerden sind und welche Spezialisten weiterhelfen können.

14.05.2021 Karin Rechsteiner 5 Minuten

Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen. Die meisten Menschen mit akuten Rückenschmerzen werden innerhalb weniger Wochen wieder schmerzfrei. Etwa 30 Prozent der Patientinnen und Patienten aber entwickelt chronische Beschwerden. 

Unspezifische Rückenschmerzen

85 Prozent der Rückenschmerzen haben keine genau abbildbare Ursache. Unspezifische Schmerzen dauern häufig nicht lange an und klingen von allein wieder ab.

Verspannungen 

Bei Schmerzen wegen Verspannungen, Reizungen oder Verhärtungen der Muskeln handelt es sich um eine funktionelle Störung des Körpers. Stundenlanges Sitzen, mangelnde Bewegung, Fehlbelastungen und eine schwache Muskulatur können die Ursache sein. Um die Verspannungen zu lösen, sollten Sie Ihr Verhalten ändern sowie gezielt Muskeln aufbauen.  

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Hexenschuss 

Eine Lumbago oder Hexenschuss nennt man einen plötzlich auftretenden, stechenden Schmerz im Rücken, vor allem im Lendenwirbelbereich. Durch die Schmerzen können sich Betroffene nur noch stark eingeschränkt bewegen. Medikamente, Wärmebehandlungen oder aktive Therapien können dagegen helfen.

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Ischias 

Wenn die Schmerzen im unteren Rückenbereich bis ins Bein ausstrahlen, stehen diese oft im Zusammenhang mit dem Ischiasnerv. Die Ischialgie, auch Ischiasschmerz genannt, ist ein Nervenschmerz. Er entsteht, wenn ein Teil des Ischiasnervs – etwa durch einen Bandscheibenvorfall – eingeklemmt oder gereizt wird. Medikamente und Physiotherapie können die Schmerzen lindern. Manchmal ist auch eine Operation notwendig. 

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Unsere Gesundheitsberaterinnen und -berater zeigen Ihnen auf, wie Sie Rückenschmerzen lindern können. Zudem geben sie Ihnen Tipps für einen rückenschonenden Alltag

Spezifische Rückenschmerzen

Weisen die Beschwerden eine erkennbare Ursache auf, spricht man von spezifischen Rückenschmerzen. Das betrifft etwa 15 Prozent aller Rückenbeschwerden.

Bandscheibenvorfall 

Gewebe tritt aus dem inneren Kern der Bandscheibe durch den äusseren Ring und kann auf die Nervenwurzeln drücken. Je nach Schweregrad können neben Schmerzen auch Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit bis hin zu Lähmungen auftreten. Meistens lässt sich eine Operation umgehen. Bei anhaltenden Schmerzen oder Lähmungen ist ein operativer Eingriff jedoch ratsam oder notwendig.

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Arthrose

Durch den Gelenkverschleiss, also eine Schädigung des Knorpels, entsteht eine Entzündung. Starke Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit sind die Folge. Je nach Schweregrad braucht es Physiotherapie, Medikamente, Gelenkinjektionen oder eine Operation. 

Osteoporose

Bei Osteoporose bauen sich die Knochen ab. Sie werden porös, instabil und können brechen. Neben dem Alter können Krankheiten oder medikamentöse Therapien die Ursache sein. Ein Knochenbruch ist oft das erste Symptom. Betrifft die Osteoporose die Wirbelsäule sind Rundrücken und Rückenschmerzen die Folgen. Medikamente fördern den Aufbau der Knochen oder verlangsamen ihren Abbau.

Skoliose

Eine Wirbelsäulenverkrümmung kann altersbedingt sein oder sich bereits im Kindes- und Jugendalter entwickeln. Bei der Skoliose in jungen Jahren ist die Ursache oft unbekannt. Rückenschmerzen und Muskelverspannungen können aufgrund der schiefen Haltung auftreten – ebenso Knie- und Nackenschmerzen. Häufig sind die Skoliosen harmlos. Je nach Schweregrad, Ursache und Alter ist Rückentraining, ein Stützkorsett oder eine korrigierende Operation notwendig.

Morbus Bechterew

Die chronische rheumatische Krankheit beginnt meist vor dem 40. Lebensjahr. Sie betrifft vor allem die Wirbelsäule und die Iliosakralgelenke. Sie macht sich durch nächtliche Schmerzen und morgendliche Steifheit bemerkbar. Mit der Zeit verknöchern sich die Zwischenwirbelgelenke, die Wirbelsäule versteift zunehmend. Die Ursache ist unbekannt. Ziel einer Therapie ist, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten. 

Unfallbedingte Rückenschmerzen

Bei einer repräsentativen Umfrage nannten acht Prozent der Befragten einen Unfall oder Sturz als Grund für ihr Rückenleiden.

Schleudertrauma 

Das ist eine Verstauchung der Halswirbelsäule. Die Verletzung entsteht durch eine plötzliche starke Beugung und Überstreckung des Kopfes – etwa bei einem Auto- oder Sportunfall. Zu den typischen Beschwerden gehören unter anderem Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Schwindel oder Übelkeit. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Verletzung. Schmerzmedikamente, Mittel zur Entspannung der Muskeln sowie Physiotherapie können zum Einsatz kommen.  

Ein Fall für den Arzt oder die Ärztin?

Viele Rückenleiden können Sie selbst therapieren. Denn die Schmerzen klingen nach kurzer Zeit ab. Eine ärztliche Abklärung von Rückenschmerzen ist nötig, wenn:

  • die Schmerzen seit vier Wochen anhalten.
  • neurologische Störungen wie Kribbeln oder Lähmungen auftreten.
  • Fieber dazukommt.
  • die Schmerzen im Ruhezustand, etwa beim Schlafen bestehen.
  • Sie eine Krebs- oder Tumorerkrankung haben.
  • die Schmerzen nach einem Unfall oder Sturz auftreten.

Anerkannte Spezialistinnen oder Spezialisten

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Spezialistinnen und Spezialisten bei Rückenbeschwerden

Manchmal reicht die Selbsttherapie nicht. Wir zeigen Ihnen auf, welche Fachpersonen bei Rückenbeschwerden helfen können. 

Hausärztin

Die Hausärztin ist die erste Ansprechperson bei Rückenschmerzen. Sie führt mit Ihnen ein ausführliches Gespräch über Ihre Symptome sowie die Art und Dauer der Schmerzen. Sie kontrolliert Ihren Allgemeinzustand, prüft die Reflexe und untersucht Ihren Rücken. Im besten Fall kann sie eine klare Diagnose stellen. Andernfalls verweist Sie Ihre Hausärztin an Fachpersonen für weitere Abklärungen. Wenn nötig, verschreibt sie Ihnen ein Medikament. In manchen Fällen verordnet sie beispielsweise eine Physiotherapie.

Physiotherapeut

Er ist Experte für körperliche Bewegungsstörungen. Physiotherapeuten helfen Ihnen, Ihre Bewegungs- und Leistungsfähigkeit wieder zu erlangen. Ebenfalls unterstützt Sie Ihr Physiotherapeut dabei, die Muskeln, die Ihren Rücken stabilisieren, zu kräftigen. Er leitet zu aktiven Übungen an. Dabei kommen Hilfsmittel wie Bälle oder Bänder zum Einsatz. Der Physiotherapeut arbeitet auch mit passiven Bewegungen. Dazu dehnt oder massiert er Sie. Ziel der Physiotherapie ist es, Beschwerden zu lindern oder zu beseitigen. Bei bleibenden Schmerzen unterstützt Sie Ihr Physiotherapeut, so dass Sie möglichst gut mit diesen umgehen können. 

Wirbelsäulenspezialistin 

Die Wirbelsäulenspezialistin klärt ab, woher Ihre Rückenschmerzen kommen. Als Erstes führt sie ein ausführliches Gespräch mit Ihnen und möchte Ihre ganze Leidensgeschichte erfahren. Danach untersucht sie Ihren Rücken und schaut sich Ihre Röntgenaufnahmen an. Die Wirbelsäulenspezialistin entscheidet schliesslich gemeinsam mit Ihnen, ob eine konservative Therapie ausreicht oder eine Operation Ihre Beschwerden lindern kann. Meistens ist keine operative Behandlung nötig. Falls doch, bespricht die Spezialistin mit Ihnen die Risiken und Erfolgsaussichten. Sie ist es dann auch, die Sie am Rücken operiert. Im besten Fall sind Sie danach beschwerdefrei.

Osteopath

Der Osteopath ist Experte für den Bewegungsapparat. Er dehnt, drückt, bewegt oder massiert die betroffenen Körperstellen und versucht so, Ihre Beschwerden zu lindern. Er arbeitet ganzheitlich und bezieht nicht nur das Skelett, sondern auch die Organe, das Gewebe sowie das zentrale und vegetative Nervensystem in die Behandlung mit ein. Der Osteopath möchte Ihre Selbstheilungskräfte aktvieren. Und zudem die natürliche Beweglichkeit Ihres gesamten Körpers verbessern. 

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Chiropraktorin 

Chiropraktorinnen sind spezialisiert auf Störungen oder Schmerzen im Bewegungsapparat, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule. Mit gezielten, schnellen Drehungen oder Bewegungen behebt die Chiropraktorin Störungen in der Wirbelsäule oder den Gelenken. Dabei gibt es oftmals einen «Knacks». Er ist harmlos und schmerzfrei. Die Chiropraktorin löst blockierte Gelenke und Verspannungen. Sie berät zudem bei Fragen zur Körperhaltung und zeigt Ihnen kräftigende Übungen für zuhause.

Schmerztherapeut

Schmerztherapeuten sind Ärzte, die sich auf die Schmerztherapie spezialisiert haben. Gerade bei chronischen Rückenschmerzen können sie mit verschiedenen Behandlungsmethoden helfen. Der Schmerztherapeut versucht die Ursache Ihrer Schmerzen zu verstehen. Gelegentlich wendet er punktuell Spritzen an, um Ihr Leiden zu lindern. Ziel ist es, Ihre Schmerzen zu reduzieren und Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Gut zu wissen: Die Behandlung von Rückenschmerzen ist Teamarbeit. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn ein Team aus verschiedenen Fachkräften zusammenarbeitet. Dazu gehören neben den oben erwähnten Spezialistinnen und Spezialisten beispielsweise auch Neurologinnen, Rheumatologen oder Psychologinnen.

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