Nomophobie und Handysucht: Das sollte man wissen

Handysüchtig? Das Smartphone ist fester Bestandteil unseres Alltags. Was sind die Folgen? Wie bekommt man den Umgang mit dem Smartphone in den Griff?

22.03.2023 Nina Merli 4 Minuten

Nomophobie ist wie Handysucht nicht als klinische Diagnose anerkannt und doch beschäftigt uns die übermässige Nutzung der kleinen Geräte zunehmend. Im Fall von sogenannter Handysucht oder Smartphone-Sucht ist aber nicht das Gerät an sich das Problem, sondern einzelne Sucht generierende Inhalte wie z. B. Geld- oder Videospiele.

Aber auch Social-Media-Plattformen oder Pornografie können Probleme machen. Handysucht als solches existiert demnach kaum. Weil umgangssprachlich jedoch oft von Handysucht die Rede ist und im Netz Infos unter diesem Begriff gesucht werden, verwenden wir ihn in diesem Beitrag dennoch immer wieder.

Nomophobie Bedeutung

Das Haus nicht ohne das Handy zu verlassen, ist zur Normalität geworden. Kein Wunder, wickeln wir doch einen Grossteil unseres Alltags mit dem Smartphone ab: Zugtickets, Kommunikation, Bezahlung oder Unterhaltung.

Von einer sogenannten Nomophobie ist die Rede, wenn jemand sein Handy nicht mehr aus den Augen lässt, es ständig checkt und in Panik gerät, wenn er es nicht dabeihat. Der Begriff Nomophobie wird abgeleitet von «No-Mobile-Phone-Phobia», also der Angst, ohne Handy unterwegs und nicht online zu sein.

Gemäss Studien können folgende körperliche Anzeichen mit Nomophobie zusammenhängen:

  • Angst
  • Veränderte Atmung
  • Zittern
  • Schweissausbrüche
  • Unruhe, Reizbarkeit
  • Orientierungslosigkeit
  • Herzrasen

Handynutzung in der Schweiz

Wie viele Stunden am Handy als unbedenklich oder als «normal» gelten, ist schwierig zu definieren. Bei übermässigem Handykonsum kommt es nicht in erster Linie darauf an, wie lange man das Smartphone nutzt – sondern auf welche Weise. Jugendliche verbringen unter der Woche im Schnitt täglich 3,5 Stunden an ihrem Smartphone, und am Wochenende täglich rund fünf Stunden.

Das ergab die James-Studie über den Medienumgang von 12 bis 19 Jahre alten Jugendlichen in der Schweiz aus dem Jahr 2022. Der durchschnittliche Handykonsum aller Schweizerinnen und Schweizer beträgt rund zwei Stunden pro Tag. 

Folgen und Auswirkungen einer Nomophobie

Hat übermässiger Handykonsum psychische Folgen? Fakt ist: Eine ständige Informationsflut, die unser Gehirn stimuliert, löst Erregung und eine innere Unruhe aus. Nutzerinnen und Nutzer, die für eine Studie ihr Handy abgeben mussten, gaben an, sich ohne Smartphone frustriert, verloren, gestresst oder traurig zu fühlen.

Bei ständigem Handykonsum drohen Vernachlässigung von Hobbys und Freundschaften im realen Leben bis zu sozialer Isolation. Eine übermässige Handynutzung kann auch negative Folgen für unsere Gesundheit haben.

Wie beeinflusst die Bildschirmzeit unsere Gesundheit

Gerade Eltern können sich mit einer übermässigen Handynutzung oder einer Gamesucht ihrer Kinder konfrontiert sehen. Wie können Sie helfen? Und wo finden Nahestehende selbst Hilfe?

Wie Angehörige Anzeichen von Sucht erkennen

Handysucht: was tun?

Wie kann ich einem exzessiven Handykonsum vorbeugen? Folgende Tipps können helfen, den Smartphone-Konsum einzuschränken. Ist der Gebrauch bereits unkontrollierbar, sollte man eine professionelle Beratung aufsuchen.

Stellen Sie das Handy auf lautlos
Sie müssen nicht ständig erreichbar sein. Wenn Sie das Smartphone auf lautlos stellen, werden Sie nicht von Mitteilungs-Benachrichtigungen oder Anrufen gestört. Achten Sie darauf, dass das Handy beim Arbeiten ausser Sichtweite liegt, um nicht von den Anzeigen der eingehenden Nachrichten abgelenkt zu werden.

Reduzieren und kontrollieren Sie Ihre Bildschirmzeit
Smartphones haben viele Kontrollfunktionen, um die Bildschirmzeit nach den eigenen Bedürfnissen einzustellen. Es können Auszeiten eingestellt werden, in denen nur die Anrufe oder Mitteilungen von ausgesuchten Kontakten durchkommen oder Sie können Zeitlimiten für Apps definieren.

Verzichten Sie auf Push-Nachrichten
So sehr Sie auf dem neuesten Stand sein und nichts verpassen möchten: Bei jeder erhaltenen Push-Nachricht bringen Sie Ihre Aufmerksamkeit wieder zum Handy.

Wecker statt Handy
Setzen Sie auf analoge Lösungen: Benutzen Sie das Handy nicht als Wecker. Sie laufen Gefahr, am Morgen als Erstes danach zu greifen und es zu benutzen, statt nur den Wecker abzustellen.

Verbannen Sie das Handy aus dem Schlafzimmer
Erklären Sie Ihr Schlafzimmer zur handylosen Zone.

Definieren Sie klare Auszeiten
Gerade für Eltern ist es wichtig, klare Bildschirmzeiten und Regeln zu definieren, nach denen sich Kinder richten können. Auch für Erwachsene ist es hilfreich, «Handy-Auszeiten» in den Alltag zu integrieren, und während diesen ganz bewusst auf das Handy zu verzichten.

Holen Sie professionelle Hilfe
Eine Handy- oder Onlinesucht ist zwar keine anerkannte Krankheit, aber man kann durchaus nach gewissen Online-Aktivitäten süchtig werden, wie z. B. bei Videogames oder Geldspielen. Auch Social-Media-Aktivitäten oder Pornografie können Probleme verursachen. Zögern Sie nicht, sich professionelle Hilfe zu holen, wenn Sie merken, dass Sie oder Ihr Kind den Handy- oder Medienkonsum nicht mehr im Griff haben bzw. hat.

Ärzte, Suchtberatungsstellen oder Selbsthilfegruppen können helfen, eine Sucht zu überwinden:

Wege aus der Sucht

Ab wann kann man nicht mehr ohne? Wann beginnt der eigene Handykonsum ungesund zu werden? Es gibt keine klare Definition und auch keine allgemeingültige Empfehlung. Fest steht: Das Handy hat uns oft fest im Griff. Zögern Sie nicht, sich Hilfe zu holen, wenn Ihnen Ihr Handykonsum entgleitet.

Sucht Schweiz

Die Expertinnen und Experten von Sucht Schweiz standen dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Die unabhängige und gemeinnützige Stiftung ist das nationale Kompetenzzentrum für Prävention, Forschung und Wissensvermittlung im Suchtbereich.

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