Suchthilfe: raus aus der Sucht

Sucht ist kein lebenslanges Schicksal. Sie zu bekämpfen, braucht jedoch Kraft, Geduld und meist auch professionelle Unterstützung. Welche Art von Suchttherapie hilft, ist individuell.

21.03.2023 Daniela Schori 4 Minuten

Alkohol, Tabletten, Handy, Cannabis – abhängig kann man von vielen Dingen sein. Psychisch, körperlich oder beides. Eine Sucht ist eine ernsthafte Erkrankung, aber behandelbar.

Welche Art von Suchthilfe jemand braucht, hängt von der Situation ab:

  • Wie geht es der Person?
  • Um was für ein Suchtmittel oder Suchtverhalten geht es?
  • Welche Auswirkungen hat die Sucht auf die Gesundheit und das Leben dieses Menschen?

Manchmal reicht eine Selbsthilfegruppe oder eine ambulante Suchttherapie. Bei langjährigem oder tiefgreifendem Suchtverhalten kann für den erfolgreichen Sucht-Entzug eine stationäre Suchttherapie angebracht sein. Was für alle Suchtprobleme gilt: Der Ausstieg ist ein Lernprozess und beginnt mit dem Wunsch, aufzuhören. Rückfälle gehören dazu. Mit ihnen umzugehen, ist ein wichtiger Schritt in der stationären wie auch ambulanten Suchttherapie.

Behandlung von Suchterkrankungen

Sucht tritt in allen möglichen Formen auf. Der schwerste Schritt ist, sein eigenes süchtiges Verhalten und dessen Folgen zu erkennen. Erst dann ist es möglich, eine Alkoholsucht zu besiegen, eine Kaufsucht oder Handysucht loszuwerden. Oder sich Hilfe bei Drogensucht zu suchen: etwa, um eine Kokainsucht zu überwinden oder eine Cannabissucht zu bekämpfen. Oft rüttelt eine Krise wach – ein Zusammenbruch etwa oder ein Jobverlust. Und dann? Wer bietet konkret Unterstützung?

Sucht bekämpfen – ein Erfahrungsbericht

Michel Sutter rutschte mit 15 Jahren in die Sucht. Er war in einer Drogensucht-Klinik und wurde wieder rückfällig. Im Video erzählt der heutige Suchtcoach, was ihm schliesslich half, seine Drogen- und Alkoholsucht zu besiegen.

Der erste Schritt: die Suchtberatung

Wichtig ist, sich professionelle Hilfe zu holen und sich beraten zu lassen. Erste Anlaufstelle sind die Suchtberatung, die Hausarztpraxis oder eine Selbsthilfegruppe.

Wie läuft eine Suchtberatung ab? Und was kostet sie?

In der Suchtberatung geht es darum, die persönliche Situation zu beleuchten. Wo steht man in der Sucht? Zusammen mit der Fachperson finden Betroffene heraus, welches Ziel sie erreichen wollen und was hilft, dieses zu erreichen. Braucht es einen Sucht-Entzug? Ist eine stationäre Suchttherapie angezeigt? Die Suchtberatung ist meist kostenlos, damit sie für alle zugänglich ist.

Hilfreiche Kontakte: Selbsthilfegruppen und Suchthilfe online

Selbsthilfegruppen und andere Möglichkeiten von Selbsthilfe können für Menschen mit Suchterkrankungen eine grosse Stütze sein – aber auch für deren Angehörige.

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Sucht überwinden: die Suchttherapie

Die abhängige Person muss persönlich überzeugt und motiviert sein, die Suchttherapie zu starten. Betroffene schwanken lange hin und her zwischen dem intensiven Verlangen nach dem Suchtmittel und dem Wunsch, aufzuhören. Ziel ist, die Person im eigenen Interesse zu motivieren.

Ist jemand stark abhängig – konsumiert viel und leidet unter Entzugserscheinungen oder an den Folgen der Sucht –, empfiehlt sich dringend eine ärztlich begleitete Therapie. Ob dafür eine stationäre oder ambulante Suchttherapie das Richtige ist, hängt von der Situation der betroffenen Person ab. Stationär heisst: Man geht für die Suchtbehandlung in eine Klinik für Suchttherapie. Bei der ambulanten Suchttherapie sucht man regelmässig die Suchtberatung oder eine Suchtklinik auf.

Ziel der Suchttherapie ist, die Betroffenen wieder in ein selbstbestimmtes und erfüllendes Leben zu begleiten: mit Psychotherapie oder Medikamenten, aber auch mit begleitenden Massnahmen wie Bewegung, Entspannung und alternativen Heilmethoden. Einige Suchtkliniken bieten etwa Hypnosetherapien an. Hypnose bei Alkoholsucht oder anderen Suchterkrankungen ist kein Heilmittel, kann aber unterstützen.

Sucht-Entzug auch ohne Hilfe möglich?

Kann man Alkoholsucht allein überwinden? Oder eine Medikamentensucht selbst behandeln? Davon wird abgeraten. Ein kalter Entzug im Alleingang, sprich das plötzliche Absetzen von Substanzen wie Alkohol, Opiaten, Benzodiazepinen oder anderen abhängig machenden Suchtmitteln, ist gefährlich. Die Entzugssymptome können unbehandelt mitunter lebensgefährlich werden.

Nach dem Entzug: die Entwöhnung

Mit Entzug ist die körperliche Entgiftung gemeint. Diese ist immer nur der erste Schritt der Suchttherapie. Danach heisst es, den normalen Alltag wieder zu bewältigen und gesunde Strategien bei Stress, Krisen und im Umgang mit Emotionen zu entwickeln. Dabei helfen eine Psychotherapie, Selbsthilfegruppen und die Suchtberatung.

Rückfälle sind schmerzhaft und entmutigend, gehören aber dazu. Sie zeigen auf, was man noch lernen muss. Ein Notfallplan für Krisen hilft.

Sucht bekämpfen – 5 Tipps gegen Rückfälle

  1. Entwickeln Sie neue Gewohnheiten. Welche Situationen, Personen oder Orte bergen für Sie das Risiko, wieder in alte Muster zurückzufallen? Gestalten Sie den Alltag neu. Verfolgen Sie Interessen und Hobbys. Treiben Sie Sport. Suchen Sie neue Freundschaften oder pflegen Sie bestehende, die Ihnen guttun.
  2. Reduzieren Sie Stress. Konflikte, Sorgen und andere Belastungen erhöhen das Rückfallrisiko. Bauen Sie diese Stressquellen ab mithilfe von Fach- und Vertrauenspersonen.
  3. Lernen Sie den Umgang mit Emotionen. Unangenehme Gefühle wie Angst, Wut, Einsamkeit, Traurigkeit oder Schuldgefühle können Rückfälle begünstigen. Holen Sie sich bei Bedarf Unterstützung.
  4. Schaffen Sie einen Notfallplan, was Sie bei starkem Verlangen machen können. Vergegenwärtigen Sie sich immer wieder, weshalb Sie auf das Suchtmittel verzichten. Verinnerlichen Sie sich: «Ich schaffe es auch ohne. Das Verlangen geht vorbei.»
  5. Bleiben Sie aufmerksam. Auch wenn die Abhängigkeit überwunden ist: Rückfälle sind möglich. Die Gefahr nimmt jedoch stetig ab.

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