Schilddrüsenunterfunktion: Ursachen, Symptome und Behandlung

Was können Sie tun bei einer Schilddrüsenunterfunktion? Hat eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft Folgen fürs Baby? Informieren Sie sich jetzt über Schilddrüsenunterfunktion, die Symptome bei Männern und Frauen sowie die Behandlung.

19.12.2024 Cornelia Sammer 8 Minuten

Was ist eine Hypothyreose?

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) produziert die Schilddrüse nicht genügend Hormone. Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen verlangsamt den Stoffwechsel und verursacht verschiedene Symptome. 

Tritt eine Schilddrüsenunterfunktion bereits bei Geburt auf, sprechen Fachpersonen von einer angeborenen Hypothyreose. Davon ist etwa 1 von 3000 bis 4000 Kindern betroffen. Die meisten Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion entwickeln diese aber erst im Verlauf des Lebens. Sie haben eine erworbene Hypothyreose. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer.

Ist eine Schilddrüsenunterfunktion vererbbar?

Eine Hypothyreose ist in einigen Fällen erblich bedingt. Das heisst: Wenn in Ihrer Familie mehrere Personen eine Schilddrüsenunterfunktion haben, ist auch Ihr Risiko grösser, eine Schilddrüsenunterfunktion zu entwickeln. Sprechen Sie in dem Fall mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, auch wenn Sie keine Symptome bemerken. Sie oder er leitet bei Bedarf eine Behandlung ein. 

Schilddrüsenunterfunktion: Ursachen

Für eine Schilddrüsenunterfunktion gibt es mehrere mögliche Ursachen. Folgende Liste gibt einen Überblick über die Ursachen einer Hypothyreose bei Frauen und Männern:

  • Fehlerhafte Entwicklung der Schilddrüse
  • Hashimoto-Thyreoiditis
  • Schilddrüsenentzündung, etwa durch Medikamente oder Infektionen 
  • Vollständige oder teilweise Entfernung der Schilddrüse
  • Dauerhafter Jodmangel 
  • Radiojodtherapie (Einnahme radioaktiven Jods, z. B. bei Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenkrebs) 
  • Medikamente wie Amiodaron, Lithium und Thyreostatika
  • Funktionsstörung des Hypothalamus oder der Hirnanhangdrüse (selten) 
  • Fehlende Schilddrüse von Geburt an (sehr selten) 

Hinweis: Es gibt keine Belege dafür, dass eine Schilddrüsenunterfunktion direkte psychische Ursachen hat. Möglicherweise begünstigen psychische Belastungen aber die Entstehung einer Hashimoto-Hypothyreose. 

Was ist Hashimoto?

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunkrankheit, die zu einer Entzündung der Schilddrüse führt. Dabei greift das Immunsystem die eigene Schilddrüse an. Mögliche Hashimoto-Symptome sind unter anderem Müdigkeit, Verstopfung oder Konzentrationsschwierigkeiten. Hashimoto hat oft eine Schilddrüsenunterfunktion zur Folge. Die Diagnose von Hashimoto erfolgt durch eine fachärztliche Person. Dazu macht sie eine Blut- und Ultraschalluntersuchung. Die Schilddrüsenwerte im Blut verraten ihr, ob eine Schilddrüsenunterfunktion durch Hashimoto vorliegt. Zur Behandlung von Hashimoto setzt sie für gewöhnlich einen Hormonersatz ein.

Schilddrüsenunterfunktion: Symptome

Die Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion sind vielfältig. Viele Symptome machen sich allerdings erst bei einer deutlichen Hypothyreose bemerkbar. Wenn Sie von einer leichten Hypothyreose betroffen sind, nehmen Sie daher möglicherweise keine Symptome wahr. Folgende Liste beschreibt die häufigsten Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion:

  • Hautschwellungen: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion treten häufig Schwellungen im Gesicht, insbesondere um die Augen herum auf. Grund dafür sind Kohlenhydratverbindungen, welche sich im Gewebe ablagern.
  • Verminderte Schweissproduktion: Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion schwitzen weniger.
  • Halsbeschwerden: Eine Schilddrüsenunterfunktion führt manchmal zu Beschwerden im Hals: Die Stimme ist heiser und manchmal schwillt die Zunge an.
  • Kropf: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion vergrössert sich die Schilddrüse in einigen Fällen. Es bildet sich ein Kropf.
  • Gewichtszunahme: Eine Schilddrüsenunterfunktion beeinflusst das Gewicht. Betroffene nehmen leicht oder mässig zu.
  • Antriebslosigkeit: Menschen mit Hypothyreose sind oft müde, weniger leistungsfähig und fühlen sich schwach.
  • Konzentrationsprobleme: Betroffene haben vielfach Mühe, sich zu konzentrieren und bei manchen ist das Gedächtnis beeinträchtigt.
  • Depressive Verstimmung: Bei einigen verändert eine Schilddrüsenunterfunktion zudem das Wesen: Sie sind teilnahmslos und desinteressiert.
  • Niedriger Puls: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion sind Puls und Blutdruck niedrig und der Herzschlag ist verlangsamt.
  • Trockene Haut: Die Haut ist vielfach schuppig. Eventuell verfärben sich Fusssohlen und Handflächen orange-gelb.
  • Darmbeschwerden: Menschen mit Hypothyreose sind oft von Verstopfung betroffen.
  • Kälteempfindlichkeit: Viele Betroffene frieren schnell.
  • Libidoverlust: Eine Schilddrüsenunterfunktion führt beim Mann in manchen Fällen zu Erektionsstörungen. Frauen sind unter Umständen eingeschränkt fruchtbar.
  • Unregelmässiger Zyklus: Ein unregelmässiger Zyklus ist ein Symptom einer Schilddrüsenunterfunktion bei Frauen. Oft ist dieser begleitet von einer starken Menstruation

Wichtig: Wenn Sie diese Symptome wahrnehmen, sprechen Sie mit einer Ärztin oder einem Arzt. Einige Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion, etwa Heiserkeit, treten auch bei Schilddrüsenkrebs auf. In den meisten Fällen steckt aber kein Krebs, sondern eine andere Erkrankung dahinter.

Schilddrüsenunterfunktion in den Wechseljahren

Während und nach den Wechseljahren sind Störungen der Schilddrüse besonders häufig. Nicht immer ist es dabei eindeutig, ob es sich um Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion handelt. Anzeichen wie trockene Haut, Gewichtszunahme oder Müdigkeit deuten Frauen in den Wechseljahren oft auch als typische Wechseljahrbeschwerden. Umso wichtiger ist es, in den Wechseljahren auf Symptome einer möglichen Schilddrüsenunterfunktion zu achten. Nehmen Sie die Anzeichen ernst und besprechen Sie diese mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. 

Schilddrüsenunterfunktion: Diagnostik

Wenden Sie sich an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt, wenn Sie typische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion bemerken. Ob tatsächlich eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt, prüft eine medizinische Fachperson mithilfe eines Schilddrüsenunterfunktionstests. Dabei ermittelt sie die Schilddrüsenwerte TSH, fT4 und fT3. «TSH» steht für Thyrotropin, «fT» ist die Abkürzung für freies Thyroxin. Die Resultate unterscheiden sich je nach Ausprägung der Schilddrüsenunterfunktion:

  • Latente Hypothyreose: Bei einer latenten (verborgenen) Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH-Spiegel erhöht. Der fT4-Wert ist normal.
  • Manifeste Hypothyreose: Bei einer manifesten Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH-Wert ebenfalls erhöht. Hinzu kommt ein niedriger fT4-Wert. Das gilt aber nur für manche Formen der Schilddrüsenunterfunktion. Es gibt auch Formen, die für einen niedrigen TSH-Spiegel sorgen. Ihre Fachärztin oder ihr Facharzt weiss, wie diese Resultate zu deuten sind.

Der Schilddrüsenunterfunktionstest erfolgt auf Basis einer Blutuntersuchung. Die Werte sind sehr aussagekräftig. Auf die Blutuntersuchung folgt in der Regel eine sogenannte TPO-Antikörperbestimmung. Diese dient dazu herauszufinden, ob eine Hashimoto-Thyreoiditis oder eine andere Form einer Schilddrüsenunterfunktion vorliegt. Gegebenenfalls nimmt Ihre Fachärztin oder Ihr Facharzt zudem eine Ultraschalluntersuchung vor.

Unterschied Schilddrüsenunterfunktion – Schilddrüsenüberfunktion

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) haben Betroffene einen niedrigen TSH-Wert. Ist die Schilddrüsenüberfunktion latent, sind die fT3- und fT4-Werte normal. Bei einer manifesten Hyperthyreose sind sie erhöht. Eine Schilddrüsenüberfunktion verursacht andere Symptome als eine Schilddrüsenunterfunktion. Betroffene schwitzen beispielsweise vermehrt, nehmen ab oder haben einen erhöhten Blutdruck.

Schilddrüsenunterfunktion: Was tun?

Eine Schilddrüsenunterfunktion ist mit wenigen Ausnahmen nicht heilbar. Fachärztinnen und -ärzte behandeln sie üblicherweise mittels L-Thyroxin. Das ist ein Hormonersatz, der genau dem körpereigenen Hormon T4 entspricht. L-Thyroxin kurbelt den Stoffwechsel bei einer Schilddrüsenunterfunktion wieder an. Nehmen Betroffene den Hormonersatz regelmässig und fachgerecht ein, verschwinden die Symptome der Hypothyreose. Für sie ist es dann beispielsweise einfacher, trotz Schilddrüsenunterfunktion abzunehmen. Eine Schilddrüsenunterfunktion erfordert bei Frau und Mann die gleiche Behandlung.

Übrigens: Eine latente Schilddrüsenunterfunktion brauchen Sie in der Regel nicht zu behandeln, solange Sie keine Symptome wahrnehmen. Wenden Sie sich jedoch an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, sobald Sie Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion bemerken. Bei einem Schwangerschaftswunsch oder einer Schwangerschaft werden latente Hypothyreosen behandelt. 

Schilddrüsenunterfunktion: Folgen

Eine Schilddrüsenunterfunktion hat verschiedene Auswirkungen auf den Körper, besonders wenn sie unbehandelt bleibt:

  • Betroffene haben oft einen erhöhten Cholesterinspiegel, wenn die Behandlung ihrer Schilddrüsenunterfunktion ausbleibt.
  • Wenn Sie Ihre Schilddrüsenunterfunktion nicht behandeln, beeinflusst das möglicherweise Ihr Gewicht: Sie nehmen zu. Eine Gewichtsreduktion gelingt wegen mangelnder Schilddrüsenhormone nicht.
  • Auch Arteriosklerose ist eine Folge einer unbehandelten Schilddrüsenunterfunktion. Dabei verkalken die Gefässe zunehmend und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt.
  • Unbehandelt führt eine Schilddrüsenunterfunktion allenfalls zu Unfruchtbarkeit. Das betrifft sowohl Frauen wie Männer.
  • Depression gehört ebenfalls zu den möglichen Folgen einer unbehandelten Unterfunktion der Schilddrüse.
  • Selten tritt ein Myxödemkoma ein, wenn die Hypothyreose unbehandelt bleibt. Das Myxödemkoma ist lebensbedrohlich und äussert sich unter anderem anhand von Bewusstseinstrübungen, einer schwachen Atmung, Krampfanfällen und teigigen Schwellungen der Haut an Gesicht und Händen.

Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft

Eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht in der Schwangerschaft die gleichen Symptome wie sonst. Wenn Sie bereits eine Schilddrüsenstörung, Diabetes mellitus, eine Autoimmunerkrankung oder Übergewicht haben, steigt das Risiko in oder direkt nach der Schwangerschaft, eine Schilddrüsenunterfunktion zu entwickeln. Sprechen Sie daher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über Ihr Risiko, während der Schwangerschaft eine Schilddrüsenunterfunktion zu erwerben.

Ab wann ist eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft gefährlich? Wird eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft erst spät erkannt, begünstigt das eine Früh- oder Fehlgeburt. Eine gestörte Schilddrüsenfunktion bei der werdenden Mutter fügt dem Ungeborenen möglicherweise grossen Schaden zu. 

Wenn Sie bereits eine Schilddrüsenunterfunktion haben, prüft Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihre Blutwerte bestenfalls regelmässig und passt die Hormonersatztherapie bei Bedarf an. Denn: Während der Schwangerschaft benötigen Sie mehr Schilddrüsenhormone. Deshalb ist es wichtig, während dieser Zeit auch bei einer latenten Schilddrüsenunterfunktion Hormonersatz einzunehmen. 

Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen

Einer Schilddrüsenunterfunktion können Sie in den meisten Fällen nicht vorbeugen. Aber es gibt gute Behandlungsmöglichkeiten für die Hypothyreose. Nehmen Sie deshalb mögliche Anzeichen ernst und sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wenn Sie Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion bemerken. So erhalten Sie frühzeitig zuverlässige Unterstützung.

PD Dr. med. Roman Trepp, Endokrinologe

Der Experte stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. PD Dr. med. Roman Trepp ist Leiter Endokrinologie an der Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin & Metabolismus (UDEM) Inselspital, Universitätsspital Bern.

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