Gesund surfen

Wir scrollen, swipen, liken und chatten: Elektronische Geräte haben uns oft fest im Griff. Wie sollen wir damit umgehen? Welche Onlineregeln sind sinnvoll? Zu Besuch bei der bekannten Blogger-Familie «Die Angelones».

20.03.2023 Rainer Brenner 4 Minuten

Der Tag von Rita Angelone startet mit dem Surren des Smartphone-Weckers. «Sobald ich aufgestanden bin, prüfe ich, ob die Welt über Nacht nicht untergegangen ist», sagt sie und lacht. Die Bloggerin checkt die News und ihre Mails noch vor dem ersten Kaffee. Die Söhne haben ihre Handys während der Schlafenszeit nicht in ihrem Zimmer – eine Familienregel.

Der Umgang mit Handys und digitalen Geräten ist bei den Angelones seit Jahren ein grosses Thema – wie bei vielen anderen Familien auch. Rita Angelone schreibt als Familienbloggerin regelmässig darüber und bewegt sich selbst auf verschiedensten Plattformen. Mit über 50 000 monatlichen Besucherinnen und Besuchern sowie einer aktiven Community auf Facebook und Instagram zählt der Familienblog «Die Angelones» zu den erfolgreichsten der Schweiz. Die 55-Jährige lebt mit ihrem Mann Daniel und ihren 17- und 15-jährigen Söhnen am Stadtrand von Zürich.

Kinderschutzfilter und etwas Kontrolle

Wie viel Zeit ihre Kinder am Bildschirm verbringen, kontrollieren Rita und ihr Mann Daniel seit kurzem nicht mehr. «Bis dahin war es allerdings ein steiniger Weg», sagt er. Die Söhne erhielten ihr erstes Smartphone in der Oberstufe, davor nutzten sie ein iPad. Die Eltern versuchten, die Buben bestmöglich auf ihrem digitalen Weg zu begleiten: Sie installierten Kinderschutzfilter, um die Nutzung inhaltlich einzuschränken, und schauten den beiden immer mal wieder über die Schulter. Sie liessen ihnen aber auch ihre Privatsphäre.

Lesen Sie dazu auch: Wie viel Bildschirmzeit ist optimal?

Den Eltern ist wichtig, Dinge nicht diskussionslos zu verbieten oder zu verteufeln. Sie wollen ihren Kindern Freiräume für eigene Erfahrungen bieten. Das gelte für alle Herausforderungen des Erwachsenwerdens – auch für die Mediennutzung. Bei alldem brauche es viel gegenseitiges Vertrauen und mal etwas mehr oder weniger Kontrolle. «Online wie offline müssen sie auch mal auf die Nase fallen», ist Daniel überzeugt. Unschöne Erlebnisse wie Mobbing im Klassenchat, Phishing-Falle oder Gratwanderungen mit dem Urheberrecht sehen sie rückblickend als wichtige Lehrstücke auf dem Weg zum Erwachsenwerden ihrer Söhne.

Onlineregeln während der Pandemie

Problematisch wurde es für die Angelones während der Pandemie: Die Jungs hingen zuhause rum, konnten keinen Sport mehr machen, durften nicht raus. «Verständlich, dass sie mehr Zeit am Bildschirm verbrachten», sagen die Eltern. Doch nach der Lockerung der Massnahmen blieben die Teenager weiter am Bildschirm kleben. «Das wurde schwierig.» Rita und Daniel merkten, dass wieder mehr Regeln notwendig wurden – wie etwa: kein Handy am Tisch, im Bad oder im Schlafzimmer. «Das umzusetzen war nicht leicht, hat aber genützt.»

Die eigene Blogcommunity war bei der Bewältigung dieser Phase hilfreich. «Zu sehen, dass wir mit unseren Bedenken und Sorgen nicht allein sind, tat gut», erzählt Rita. «Bei einigen Familien war Gamen das grosse Problem, bei den anderen die sozialen Medien. Letztlich haben alle Familien Mühe mit diesem Thema.» 

Rita Angelone ist froh, konnten sie diese anspruchsvolle Zeit meistern. Ihre Söhne seien dabei zugänglich geblieben. Sie diskutierten gemeinsam über Inhalte und schauten sie zusammen an. So mussten sich die Eltern keine ernsten Sorgen machen. Mittlerweile sind die beiden jungen Männer wieder durch die Schule und ihre sportlichen Hobbys so eingespannt, dass ihnen schlicht die Zeit fehlt, um ständig vor dem Bildschirm zu sitzen. Die Situation hat sich entschärft.

Gesundheitliche Beschwerden

Nicht alle Jugendlichen haben diese Umstellung gut gemeistert. Die Helsana-Emotionsstudie 2022 zeigt: Junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren fühlten sich nach der Pandemie am meisten erschöpft. Ein erstaunliches Resultat. Der Studienleiter und Politologe Michael Hermann glaubt, dass die Flut der sozialen Medien dafür verantwortlich sei – aber auch eine hohe Erwartungshaltung der jungen Menschen an sich selbst. Medienpädagoge Beat Richert schätzt die Resultate ähnlich ein: «Das Gefühl, ständig etwas zu verpassen, ist omnipräsent. Jugendliche konsumieren Apps als ‹Pille gegen Langeweile›. Jede freie Minute wird mit einem Gerät überbrückt.»

Fakt ist: Täglich eine sehr lange Zeit in den sozialen Medien, beim Gamen oder Chatten kann zu körperlichen und psychischen Problemen führen. Schmerzhafte Verspannungen, gerötete und brennende Augen, Schlafstörungen oder Reizbarkeit sind die Folge. Laut Studien besteht auch ein Zusammenhang zwischen exzessivem Medienkonsum und Hyperaktivität oder Gewichtsproblemen. In extremen Fällen kann ein exzessiver Online-Konsum zu Sucht führen. Mehr dazu in unserem Beitrag zum Thema Handysucht.

Soziale Medien als Inspiration?

Zurück zu den Angelones: Was ihre Jugendlichen im Netz den lieben langen Tag tun, ist für die Familienbloggerin genauso entscheidend wie die Dauer ihrer Online-Zeiten. Rita Angelones Söhne sind sportbegeistert. Der Älteste zieht sich auf Youtube meist Fitness- und Ernährungsinhalte rein. Der Jüngere schaut alles, was mit Fussball zu tun hat. Seine digitalen Stunden verbringt er vor allem mit dem selbst finanzierten Sport-Streaming-Abo oder mit Fussball-Videos auf TikTok. Rita und Daniel Angelone schätzen es, dass die Söhne dabei nicht nur konsumieren. «Sie machen auch aktiv etwas mit den Inhalten», sagt Daniel. «Der Jüngere schneidet aus den Höhepunkten von Premier-League-Spielen kleine Videos zusammen. Und der Ältere holt sich Inspiration für seine Velotouren oder für den Fitnessraum. Manchmal kommt er auch mit einem Rezept, das er im Netz entdeckt hat und das wir nachkochen sollen.»

Nebst alldem gibt es auch verbindende Stunden vor dem Bildschirm. Sonntagabends sitzt die Familie gemeinsam vor dem Fernseher und schaut Tatort – oder sieht sich andere Filme an. «Das finde ich schon sehr lässig», sagt Rita Angelone. «Wir zeigen den Jungs unsere Lieblingsfilme und kriegen von ihnen manchmal auch tolle Vorschläge. Diese gemeinsamen Filmabende geniessen wir sehr.»

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