Traumdeutung: Wie komme ich meinem Traum näher

Ein Traum kann komisch und unlogisch sein, aber ebenso spannende Einblicke liefern. Hier einige Anregungen aus der Traumforschung für all jene, die sich für Traumdeutung interessieren.

24.09.2018 Christian Benz 4 Minuten

Warum Menschen träumen, wissen wir nicht. Dafür aber, wie oft. Im Schlaf träumen wir immer. Eine Fülle an Traumbildern also, denen wir in unserem Leben Nacht für Nacht begegnen. Und die wir nach dem Aufwachen meistens wieder vergessen. Deshalb ist für eine Traumdeutung der Moment des Aufwachens zentral.

«Halten Sie Ihren Traum fest», rät Renate Daniel, Psychiaterin und Traumforscherin am C.G. Jung Institut in Küsnacht, und fügt gleich ein einprägsames Sinnbild hinzu: «Denken Sie an einen Strand und stellen Sie sich vor, Sie spazieren dem Wasser entlang. Mit jeder Welle wird etwas Neues angeschwemmt: Steine, Muscheln, Tang, vielleicht auch ein Seestern. Heben Sie das Angeschwemmte auf, bleibt es Ihnen erhalten. Gehen Sie daran vorbei, riskieren Sie es zu verlieren, denn die nächste Welle kann es in den Weiten des Meeres wieder verschwinden lassen. Das Angeschwemmte ist ein Sinnbild für Ihren Traum oder vielmehr für Ihre Traumbilder. Das Meer hingegen repräsentiert Ihr Unterbewusstsein.»

Traumdeutung: Schreiben oder Sprechen

Wer seinen Traum besser deuten möchte, sollte vor dem Schlafen Stift und Papier griffbereit neben dem Bett halten. Wer es bequemer mag, wählt die Sprachaufnahme des Smartphones oder besser noch ein Diktiergerät, wo ein einziger Knopfdruck ausreicht. Wichtig für eine ertragreiche Traumdeutung ist rasches Handeln nach dem Schlafen.

«Ein Traum ist eine Botschaft des Unbewussten, ein Kommentar zur persönlichen Situation im Leben», merkt Renate Daniel an, die sich auch in der Therapie mit den Themen Traum und Traumdeutung auseinandersetzt. Für Daniel spielt bei der Traumdeutung das eigene Verhalten im Traum eine zentrale Rolle: Wie verhält sich mein Traum-Ich? Bin ich im Traum passiv oder aktiv? Bin ich in das Traumgeschehen involviert oder beobachte ich? Und wo sind Parallelen zu meinem realen Ich?

Beispielhaft für eine solche Parallele zwischen Traum und Realität ist die Geschichte einer Patientin von Daniel, die trotz einer lange zurückliegenden Scheidung immer noch emotional stark an ihren Ex-Mann gebunden war. Sie erzählte von einem Traum: Im Schlaf sei völlig unvermittelt ihr längst verstorbener Vater aufgetaucht und habe sie von der Polizei verhaften lassen.

Im Therapiegespräch stellte sich heraus, dass die Beziehung zum Vater in der Kindheit von einer starken Angst vor Ablehnung und Bestrafung geprägt war. Durch den Traum erkannte die Patientin Parallelen zwischen ihrem Vater und dem Ex-Mann. Eine Erkenntnis, die letztlich dazu beigetragen hat, die schmerzhafte Trennung von ihrem Ex-Mann zu verarbeiten. «Die Beziehung zu den eigenen Eltern – ob eng verbunden oder ohne Kontakt – wirkt in jedem Menschen weiter», betont Renate Daniel, «und diese Beziehung hat letztlich auch einen Einfluss auf die Partnerwahl.»

Traum aufschreiben und darüber sprechen

Wer sich für die eigene Traumdeutung interessiert, muss nicht gleich eine Psychotherapie in Angriff nehmen. Bereits ein geschriebenes oder gesprochenes Traumtagebuch kann aufschlussreich sein. Hilfreich für die Traumdeutung ist aber nicht nur das Festhalten, sondern auch der Austausch. Über seinen Traum und dessen allfällige Bedeutung zu reden, ermögliche neue Sichtweisen, die bei der Traumdeutung von zentraler Bedeutung sein können. Am besten sei es, sich mit einer Vertrauensperson darüber zu unterhalten, die sich für das Thema Traum und Traumdeutung interessiere, empfiehlt Renate Daniel. «Schliesslich ist der eigene Traum oftmals am schwierigsten zu verstehen.»

Hilfreiche Fragen für Ihre Traumdeutung

Denken Sie bei Ihrer persönlichen Traumdeutung immer daran: Träume sind individuell. Warum und was wir in unserem Schlaf träumen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Entsprechend individuell und persönlich sind auch die Antworten auf das Geträumte. Fragen aus der Traumforschung können Ihnen helfen, Ihren Traum und dessen Bilder zu deuten. Renate Daniel, Fachärztin FMH für Psychiatrie und Psychotherapie, hat für die persönliche Traumdeutung einen Fragebogen erstellt. Mehr dazu:

Der Traum, eine Form von Neugier

Neben der psychologischen Traumforschung beschäftigen sich auch andere Wissenschaftsdisziplinen mit dem Traum und dessen Bedeutung. Warum wir träumen, wissen wir bis heute nicht. Da ein Traum mit technischen Hilfsmitteln nicht festgehalten werden kann, müssen sich Forscher mit subjektiven, bruchstückhaften Erzählungen zufriedengeben. Dafür aber konnten andere Erkenntnisse gewonnen werden, so etwa aus den Neurowissenschaften: Messungen der Gehirnaktivität beim Schlaf haben ergeben, dass während eines Traums das limbische System hochaktiv ist.

Dieses ist ebenso für Emotionen wie Wut, Furcht, Panik und das sogenannte Such-System zuständig. Es wird aktiviert, wenn wir ein Verlangen nach etwas verspüren oder grosses Interesse zeigen. Ein Indiz dafür, dass ein Traum etwas mit unserer Neugier zu tun haben könnte. Darauf basierend vertreten einige Neurowissenschaftler heute die Meinung, Albträume dienten dazu, gefährliche, ja erschreckende Situationen zu simulieren. Im Traum könnten somit Verhaltensweisen für unser Leben erlernt werden, die uns in der Zukunft nützen. Wer beispielsweise im Schlaf vom Tod eines nahestehenden Menschen träumt, erprobt den Prozess des Abschiednehmens. Aus Sicht der Evolutionsbiologie ist der Traum somit eine Form von Überlebensstrategie.

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