TSS: Symptome und Verlauf des toxischen Schocksyndroms

Was ist TSS und welche Anzeichen gibt es für TSS? Wann treten diese Symptome auf? Wie kommt es zum toxischen Schocksyndrom durch Tampons und Menstruationstassen? Wie häufig kommt der toxische Schock vor und welche Risikofaktoren gibt es?

16.06.2025 Imke Schmitz 4 Minuten

Themen im Überblick

Toxisches Schocksyndrom: Definition

Das toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine ernsthafte Erkrankung. Sie tritt in seltenen Fällen als Komplikation nach einer bakteriellen Infektion auf. Der toxische Schock kommt in jeder Altersgruppe und bei jedem Geschlecht vor. Von dem toxischen Schocksyndrom sind jedoch mit einer Häufigkeit von 95% der gesamten Fälle Frauen im Alter von 15 bis 20 Jahren betroffen. Insbesondere jüngere Menschen haben ein höheres Risiko, da ihr Immunsystem noch keine ausreichenden Antikörper gebildet hat.

Toxisches Schocksyndrom: Ursachen

Die Giftstoffe (Toxine) bestimmter Bakterien sind die Auslöser von TSS. Das Syndrom tritt entweder während der Menstruation oder unabhängig davon auf. Beim menstruellen TSS ist die Ursache meist die Bakterienart Staphylococcus aureus. Auslöser des nicht-menstruellen TSS sind gelegentlich Streptococcus pyogenes. Ein Streptokokken-bedingtes toxisches Schocksyndrom ist jedoch seltener.

Die beiden Bakterienarten kommen bei vielen Menschen von Natur aus in geringer Menge auf der Haut und den Schleimhäuten vor. Dort lösen sie keine Beschwerden aus. Aufgrund der natürlichen Haut- und Schleimhautbarriere gelangen sie nicht in den Körper. Zusätzlich bildet das Immunsystem Antikörper gegen die Toxine.

Das toxische Schocksyndrom tritt jedoch auf, wenn das Immunsystem einer grossen Menge an Staphylokokken- oder Streptokokken-Bakterien ausgesetzt ist, gegen die es noch keine Antikörper gebildet hat. In diesem Fall kann es die Erreger nicht effektiv bekämpfen.

TSS: Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Faktoren, die ein TSS begünstigen:

  • Toxisches Schocksyndrom durch Tampon: Als grösster Risikofaktor für TSS galten lange Zeit Tampons. Bis dahin entstand der toxische Schock häufig durch stark saugende Tampons, die es nun nicht mehr auf dem Markt gibt. Dennoch stellen Tampons nach wie vor ein Risiko dar. Denn wenn Sie Ihren Tampon vergessen, erhöht sich das Risiko für ein toxisches Schocksyndrom. Der Grund: Tampons entziehen der vaginalen Schleimhaut Magnesium. In einer Umgebung mit wenig Magnesium finden Staphylokokken günstigere Bedingungen vor und vermehren sich einfacher.
  • Toxisches Schocksyndrom durch Menstruationstasse: Auch eine Menstruationstasse begünstigt das TSS, wenn Sie sie über längere Zeit nicht wechseln.

Das menstruelle TSS steht in engem Zusammenhang mit der Verwendung von Tampons oder Menstruationstassen. Neben diesen Produkten gibt es jedoch noch weitere Risikoquellen:

  • Wunden und Hautverletzungen
  • Insektenstiche
  • Geburten
  • Verhütungsmittel wie Diaphragmen oder Verhütungsschwämme

Kann das toxische Schocksyndrom auch durch Binden verursacht werden? Nein, da Sie diesen Hygieneartikel nicht im Körperinneren anwenden.

Was sind TSS-Symptome?

Das toxische Schocksyndrom erkennen Sie an unterschiedlichen Symptomen. Typische Anzeichen sind:

  • Grippeähnliche Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und hohes Fieber
  • Niedriger Blutdruck
  • Schwäche
  • Benommenheit und Schwindel
  • Gerötete Schleimhäute
  • Ausschlag an Fusssohlen und Handflächen, der sich nach einiger Zeit schuppt

Beim toxischen Schocksyndrom durch Tampons unterscheiden sich die Symptome nicht vom nicht-menstruellen TSS. Beide Varianten des TSS treten nicht ohne Fieber auf und schreiten schnell voran.

Wichtig: Konsultieren Sie bei ersten Symptomen eines TSS sofort eine Ärztin oder einen Arzt.

Toxisches Schocksyndrom: Wann treten Symptome auf?

Das toxische Schocksyndrom entwickelt sich rasch und erfordert sofortige Aufmerksamkeit bei ersten TSS-Symptomen. Wie schnell diese auftreten, hängt von der Art der Infektion ab. Beim nicht-menstruellen TSS zeigen Betroffene üblicherweise etwa 48 Stunden nach der Infektion erste Symptome. Beim menstruellen toxischen Schock treten die Symptome meist noch während der Menstruation auf. In den ersten 1 bis 3 Tagen kommt es in der Regel zu Fieber, niedrigem Blutdruck, Erbrechen, Durchfall und Kopfschmerzen. Auch der typische Hautausschlag tritt in dieser Zeit auf. Nach etwa 2 bis 10 Tagen entsteht eine Schleimhautrötung und die Betroffenen fühlen sich geschwächt. Nach etwa 1 bis 2 Monaten verlieren sie Haare und Nägel durch das TSS.

Toxisches Schocksyndrom: Mögliche Folgen

Eine ernste Folge des TSS ist das Organversagen. Durch das toxische Schocksyndrom sinkt der Blutdruck stark. Infolgedessen versorgt das Herz die anderen Organe nicht mehr ausreichend mit Blut, sodass sie ihre Funktion einstellen. Beim Streptokokken-TSS liegt die Sterblichkeit bei etwa 60%. Beim menstruellen Staphylokokken-TSS genesen hingegen etwa 95% der Frauen. Beim nicht-menstruellen Staphylokokken-TSS überleben etwa 80% der Patientinnen und Patienten.

Toxisches Schocksyndrom: Diagnose

Bei starken Symptomen sollten Sie umgehend ein Spital aufsuchen. Wenn mehrere charakteristische Symptome vorliegen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt.

Toxisches Schocksyndrom: Welche Behandlung?

Ärztinnen und Ärzte behandeln das toxische Schocksyndrom stationär im Spital. Hier leiten sie verschiedene Massnahmen ein:

  • Tritt während Ihrer Menstruation die Krankheit TSS auf, prüft die Ärztin oder der Arzt, ob ein Tampon oder eine Menstruationstasse der Auslöser ist. Sie oder er entfernt den Hygieneartikel dann unverzüglich. Ist der Bakterienherd in einer Wunde oder im Körperinneren, desinfiziert die Ärztin oder der Arzt die entsprechende Stelle oder führt eine Operation durch.
  • Patientinnen und Patienten bekommen Antibiotika, welche die Bakterien abtöten und blockieren. Mithilfe von Antikörper-Präparaten macht sie oder er die Toxine zudem unschädlich. Mit einer Infusion stabilisiert die Ärztin oder der Arzt Ihren Kreislauf. Ausserdem setzt sie oder er zusätzliche Medikamente (Kortikoide) ein und hemmt so die Reaktion Ihres Immunsystems.
  • In einigen Fällen sind die inneren Organe bereits durch die bakteriellen Toxine in ihrer Funktion beeinträchtigt. Die Ärztin oder der Arzt versucht dann, die Organfunktionen aufrechtzuerhalten. Dies erfolgt durch eine intensivmedizinische Betreuung.

Toxisches Schocksyndrom: Vorbeugung

Sie möchten dem toxischen Schocksyndrom vorbeugen? Dann halten Sie sich an folgende Hygienemassnahmen:

  • Waschen Sie sich immer die Hände, bevor Sie einen Tampon oder eine Menstruationstasse einführen oder entfernen.
  • Verwenden Sie zur TSS-Vorbeugung die richtige Tampongrösse. Diese richtet sich nach der Stärke Ihrer Blutung. Fällt sie gering aus, verwenden Sie kleine Tampons mit geringer Absorptionskraft.
  • Wechseln Sie Ihren Tampon oder Ihre Menstruationstasse unbedingt alle 3 bis 6 Stunden. Tragen Sie beide Produkte nie länger als 8 Stunden. Wenn Sie den Tampon oder die Menstruationstasse vor dem Schlafgehen einführen, wechseln Sie diesen Hygieneartikel direkt nach dem Aufstehen.
  • Legen Sie einen Tampon nie ausgepackt ab und führen Sie ihn direkt ein.
  • Reinigen Sie Ihre Menstruationstasse immer mit heissem Wasser und mildem Waschgel, bevor Sie diese einführen. Kochen Sie sie mitsamt Behälter zudem regelmässig aus – spätestens nach Ihrer Periode.

Sie können sich vor einem nicht-menstruellen TSS schützen, indem Sie Wunden und Infektionen hygienisch und korrekt behandeln. Wenden Sie sich dazu am besten an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Das Gleiche gilt, wenn Sie erste Symptome eines toxischen Schocks bemerken. Das toxische Schocksyndrom ist eine seltene, aber ernstzunehmende Erkrankung. Doch mit den richtigen Massnahmen beugen Sie dieser effektiv vor.

Dr. med. Dirk Wallmeier

Dr. med. Dirk Wallmeier ist Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe mit dem Schwerpunkt gynäkologische Endokrinologie. Er arbeitet als Chief Medical Officer bei der Schweizer Kinderwunschklinik Cada und stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite.

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