Erste Hilfe: Notfälle von A bis Z

Das kleine ABC der häufigsten Notfälle – Symptome, Auslöser und wie man im Ernstfall richtig vorgeht.

04.09.2020 Lara Brunner 6 Minuten

Bei medizinischen Notfällen zählt oft jede Sekunde. Helfende müssen rasch, aber trotzdem ruhig und überlegt handeln. Es gilt das Ampelschema:         

  • Schauen
    Verschaffen Sie sich einen Überblick: Was ist geschehen? Wer ist beteiligt? Wer ist betroffen?
  • Denken
    Schliessen Sie Gefahren für Helfende, Betroffene und andere Personen aus.
  • Handeln
    Sichern Sie die Unfallstelle ab. Signalisieren Sie sie zum Beispiel mit dem Pannendreieck oder mit Warnblinkern. Alarmieren Sie den Notruf 144, und leisten Sie Erste Hilfe.

Notfallnummern

  • 112: europäischer Notruf
  • 117: Polizei
  • 118. Feuerwehr
  • 144: Sanität
  • 145: Toxikologisches Zentrum
  • 1414: Rega

In der «Erste Hilfe App» des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) finden Sie lebensrettende Informationen für den Notfall.

Von der allergischen Reaktion bis zur Zerrung

Verschiedene Notfälle erfordern verschiedene Handlungen. Informieren Sie sich über die wichtigsten Details zu den häufigsten Notfällen:

Symptome

Ausschlag, Nesselsucht, Rötung der Haut und/oder Augen, Juckreiz, Schwellungen, laufende Nase, Niesen, Hustenreiz, Atemnot, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, Erbrechen, Durchfall und Schwindel

Auslöser

Nahrungsmittel, Insektenstiche, Medikamente, Latex

Vorgehen

144 alarmieren, Adrenalin-Fertigspritze verabreichen und/oder Notfallmedikamente einnehmen. Person beruhigen, allenfalls in die stabile Seitenlage bringen. Patienten ohne Atmung unverzüglich reanimieren.

Prävention

Personen mit bekannten Allergien (Anaphylaxie) sollten stets einen Adrenalin-Pen und Notfallmedikamente bei sich tragen.

Weitere Informationen

Allergiezentrum Schweiz

Symptome

Schwierigkeiten mit Atmen, Schwierigkeiten mit Sprechen, Hustenreiz, pfeifendes Geräusch beim Ausatmen, Unruhe und Angst, Schweissausbruch

Auslöser

Infektionen der oberen Atemwege, Allergenbelastung (z. B. durch Staub oder Pollen), kalte Luft, starke körperliche Belastung, emotionale Erregung

Vorgehen

Betroffene Person aufrecht und bequem hinsetzen, bei der Anwendung der Medikamente unterstützen, Person beruhigen. Falls der Anfall anhält: 144 alarmieren.

Hinweis

Asthma-Patienten können bei einem Anfall mitteilen, was ihnen fehlt.

Vorgehen

Druck auf die Wunde ausüben, kleine Wunden auswaschen, Fremdkörper nicht entfernen. Bei schweren Blutungen: 144 alarmieren.

Hinweis

Kontakt mit fremdem Blut wenn möglich vermeiden. Blutung stoppen.

Symptome

Die Symptome sind sehr unterschiedlich: Hungergefühl, Krämpfe, feuchtkalte Haut, starkes Schwitzen, Benommenheit, Schwächegefühl, plötzliche Bewusstlosigkeit

Auslöser

Zu niedriger Blutzuckerspiegel (Hypoglykämie); zu hoher Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie)

Vorgehen
  • Hypoglykämie: Schnell wirkenden Zucker einnehmen (z. B. Traubenzucker, Fruchtsaft)
  • Hyperglykämie: Viel Wasser trinken, eine vorher mit dem Arzt besprochene Menge
    Insulin spritzen

→ Bei Bewusstlosigkeit oder Atemnot: 144 alarmieren.

Prävention

Den Blutzucker regelmässig kontrollieren.

Symptome

Offene, starre, leere oder verdrehte Augen, Zuckungen, Bewegungs- oder Bewusstseinsstörungen

Vorgehen

Die betroffene Person nicht festhalten. Nicht in den Anfallsablauf eingreifen. Eine Decke neben den Kopf legen, das reduziert die Verletzungsgefahr. Die betroffene Person in die stabile Seitenlage bringen. 

→ Ist keine Vorgeschichte bekannt oder ist der Anfall ungewohnt heftig oder lang: 144 alarmieren.

Hinweis

Einige Patienten tragen einen spezifischen Gegenstand zur Erkennung bei sich (Ausweis, Armband, Kette).

Symptome

Atemnot, Hustenanfall, Würgen, pfeifendes Atemgeräusch, Blauverfärbung der Lippen, Bewusstlosigkeit

Vorgehen

Immer den Notruf alarmieren.

Zum Husten auffordern, fünf kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter bei vorgebeugtem Rücken, fünf Oberbauchkompressionen (Heimlich-Manöver). Bei Atemstillstand sofort mit der Herzdruckmassage beginnen.

Symptome
  • Mann: Atemnot und Beklemmung, Schweissausbrüche, heftiger/brennender Schmerz in der Brust, Schmerzen in Schultern und Armen, unabhängig von der Bewegung
  • Frau: Kieferschmerzen, Druck und Engegefühl in der Brust, Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Beschwerden im Oberbauch
Auslöser

Ablagerungen und Verstopfungen in den Herzkranzgefässen, die die Blutversorgung des Herzmuskels beeinträchtigen.

Vorgehen

144 alarmieren, jegliche körperliche Anstrengung vermeiden, Oberkörper hochlagern, entspannte Position einnehmen. Persönliche Notfallmedikamente wie Nitro-Spray einnehmen. Bei Herzstillstand (Person antwortet nicht und atmet nicht mehr) sofort mit der Herzdruckmassage beginnen oder Defibrillator anwenden.

So funktioniert die Herzdruckmassage

Symptome

Halbseitige Lähmung (Gesicht, Arm- und/oder Beinschwäche), Sensibilitätsstörungen (Taubheitsgefühl), Sehstörungen (z. B. Doppelbilder), undeutliche, verwaschene Sprache, Kopfschmerzen (bei Hirnblutung), Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Wortfindungs-, Orientierungs- und Erinnerungsstörungen

Auslöser

Das Gehirn wird nicht mit genügend Blut versorgt.

Vorgehen

FAST-Check → F (Face): Liegt beim Betroffenen eine einseitige Gesichtslähmung vor? A (Arms): Kann er beide Arme anheben? S (Speech): Spricht er verständlich? T (Time): So schnell wie möglich 144 alarmieren.

Betroffene Person wenn möglich flach lagern. Keine Flüssigkeit und Nahrung geben, keine blutverdünnenden Medikamente einnehmen.

Symptome

Starke Kopfschmerzen und Schwindel, hohes Fieber, massives Durstgefühl, rascher und schwacher Puls, Blutdruckabfall, Erschöpfungszustand, Einschränkungen des Bewusstseins bis zur Bewusstlosigkeit

Auslöser

Hohe Umgebungstemperaturen und Luftfeuchtigkeit, Verlust von Körperflüssigkeit durch intensive körperliche Betätigung

Vorgehen

144 alarmieren, betroffene Person an einen kühleren Ort bringen. Eng anliegende Kleidung entfernen, Kleider öffnen, kühle/feuchte
Tücher auflegen, Luft zufächeln. Langsam kühles Wasser verabreichen, Oberkörper hochlagern. Bei Blutdruckabfall: hinlegen und Beine hochlagern.

Symptome

Blutergüsse, Schmerzen, Schwellungen, unnatürliche Lage

Vorgehen

Verletzten Körperteil ruhigstellen.

→ Wenn eigenständige Fortbewegung nicht möglich ist: 144 alarmieren.

Symptome

Schwindelgefühl, Bewusstlosigkeit von mehreren Minuten, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Übelkeit, verschwommenes Sehen, Erinnerungslücken

Vorgehen

Betroffene Person hinlegen, 144 alarmieren, auf Zustandsveränderungen achten.

Hinweis

Bei einer Hirnerschütterung besteht die Gefahr eines Druckanstiegs im Gehirn.

Symptome

Schneller Puls, tiefer Blutdruck, kalter Schweiss, kühle Hände und Beine, schnelle Atmung, Unruhe oder Veränderung des Bewusstseins

Auslöser

Verlust von Flüssigkeit (Blutungen, Durchfall/Erbrechen), Lungenembolie, Herzinfarkt, Rhythmusstörungen, Allergien, Blutvergiftungen und Rückenmarksverletzungen

Vorgehen

Betroffene Person flach lagern, allfällige Blutungen oder Verletzungen versorgen, Schockauslöser entfernen. Darauf achten, dass die Person nicht unterkühlt oder sich zu stark erhitzt. Keine Nahrungsmittel oder Getränke verabreichen, 144 alarmieren.

Symptome
  • Insekten: Schmerzen, Schwellung, Blutung
  • Zecke: teilweise Ausschlag
  • Qualle: Brennen, gerötete Haut
  • Giftschlangen: Schmerzen, Bissmale, Schwellung, Übelkeit, Erbrechen, Kribbeln, Schock, Koma, Lähmung, Blutgerinnungsstörung
Vorgehen
  • Insekten: Stachel entfernen, Wunde waschen/desinfizieren, kühlen. Bei allergischem Schock: 144 alarmieren.
  • Zecke: Mit Pinzette entfernen, Wunde waschen/desinfizieren, mit antiseptischer Salbe versorgen.
  • Qualle: Betroffene Person aus dem Wasser holen, mit Essig spülen, mit warmem Wasser duschen. Bei Atemnot 144 anrufen.
  • Schlange: Bei Biss durch Giftschlange sofort 144 alarmieren, Wunde auswaschen und desinfizieren, Schmuck entfernen, körperliche Anstrengung vermeiden, betroffenen Körperteil unterhalb des Herzens ruhigstellen.
  • Sonstige Bissverletzungen: Blutung kontrollieren, Wunde auswaschen/desinfizieren. Bei Verdacht auf Tollwut Arzt kontaktieren.

Symptome

Schüttelfrost, kalte/blasse Haut, schnelle Atmung, erhöhter Puls, tiefe Körpertemperatur

Auslöser

Tiefe Umgebungstemperatur, Wind, Nässe, lange Kälteexposition, Erschöpfung

Vorgehen

144 alarmieren, betroffene Person beruhigen und langsam aufwärmen mit Decke oder Wärmefolie, warmem Getränk, energiereichen Lebensmitteln. Trockene und warme Kleider anziehen. Einen windgeschützten Ort aufsuchen.

Symptome

Rötung der Haut, Wärme oder Hitzegefühl, Juckreiz, Schmerzen oder gar völlige Gefühllosigkeit, Brandblasen, Verkohlung, Zerstörung der Haut

Auslöser

Sonnenbrand, heisse Flüssigkeiten, heisse Gegenstände

Vorgehen

Wunde mit Wasser kühlen (circa 20 Grad), Wunde mit einem sterilen Verband versorgen. Sollte medizinische Versorgung notwendig
sein, muss die Wunde mit Plastik (Haushaltfolie) abgedeckt werden. Brandblasen verschlossen lassen.

→ Bei Verbrennungen im Gesicht, an Genitalien, an Gelenken sowie bei grossflächigen Verbrennungen (oder falls darunterliegende Gewebeschicht sichtbar wird): 144 alarmieren.

Symptome

Übelkeit und Erbrechen, Rauschzustand, Schläfrigkeit, Husten, Atembeschwerden, Bewusstlosigkeit, Bauchkrämpfe

Auslöser

Medikamente, Chemikalien, Pflanzen, Genussmittel und Drogen

Vorgehen

Festhalten, was wann in welcher Menge konsumiert wurde. Toxikologisches Informationszentrum 145 anrufen.

→ Bei Bewusstlosigkeit, Atemnot oder einem möglichen Selbstmordversuch: 144 alarmieren.

Hinweis

Nicht das Erbrechen herbeiführen.

Symptome

Schmerzen, Schwellungen, Blutergüsse, Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit

Auslöser

Abrupte Bewegungen, Misstritte, Gewalteinwirkung von aussen

Vorgehen

PECH-Regel anwenden, P: Pause (ruhig stellen); E: Eis (kühlen); C: Compression (Kompressionsverband); H: Hochlagern

Hinweis

Zerrungen betreffen Muskeln, Verstauchungen die Gelenke.

Die hier aufgeführten Symptome sind nicht abschliessend.

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